Lernpräferenztest Prof. Dr. Franz Josef Röll, Dr. Robert Löw

Methoden Kinästhet
Bewegungsübungen
Bewegungsübungen sind Methoden, die das Lernen unterstützen, indem sie auf folgende Weise wirken sollen: die Energie im Körper aufbauen
und Sauerstoff ins Gehirn bringen, das Gehirn direkt in seiner Leistungsfähigkeit stimulieren, die Stimmung, den Spaß und somit die Lernmotivation fördern,
Lerninhalte wiederholen, vertiefen und verankern.
Die Herkunft der Bewegungsübungen geht zurück auf die Felder und Methoden Angewandte Kinesiologie, Qui-Gong, Yoga,
Feldenkrais,
Suggestopädie,
NLP.
Die Übungen beziehen sich dabei u.a. auf die Erkenntnisse aus der Gehirnforschung wie z.B. die
Hemisphärentheorie (Unterschiede rechte und linke
Gehirnhälfte) und die Beachtung der verschiedenen Lernkanäle VAKOG (Visuell-auditiv-kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch).
Sie fördern die Integration beider Gehirnhälften und die Stimulierung der Ressourcen des Lernenden.
Vor diesem Hintergrund können Bewegungsübungen an vielen Stellen mit steigender thematischer Verknüpfung eingesetzt werden:
- Je häufiger Bewegung eingebaut wird, auch nur durch Platzwechsel, Aktivitäten vorne an der Pinnwand etc., umso mehr geistige Flexibilität und Kreativität entsteht.
- Bewegung z. B. mit einfachen Aerobic-Übungen regt die Sauerstoffversorgung des Gehirns an und erleichtert so das Lernen.
- Bestimmte Bewegungsübungen (insbesondere aus der Kinesiologie) fördern die geistigen Tätigkeiten gezielt, z.B. die »Denkmütze« (Massieren der Ohren mit Daumen und Zeigefinger), der »Lernspaziergang«
(Gehen und lernen, gehen und etwas durchlesen nach festgelegten Spielregeln).
- Bewegungsübungen mit einer begleitenden Geschichte fördern den Lernspaß, z.B. »Toller Hirsch« (Bewegungsablauf zu einer kleinen Geschichte mit einem Energie freisetzenden Sprung zum Abschluss).
- Bewegungsübungen mit fachlichem Inhalt verankern diesen. Eine Abfolge von Übungen repräsentiert die Bausteine eines Themas: z.B. Ziele durch die Bogenschieß-Übung aus dem Qi-Gong, Ressourcen durch
Trommeln auf die Brust á la »King-Kong«, Umsetzen durch Überkreuz-auf-der-Stelle-Laufen.
Die Art, Dauer und Größe der Veranstaltung spielt eine große Rolle für die Auswahl der eingesetzten Bewegungsübungen. Grundsätzlich allerdings gibt es für jedes Alter, jede Zielgruppe und jede
Gruppengröße passende Übungen.
Mediation
Infos zum Thema »Mediation« finden Sie
hier.
Alpha-Bewusstseinszustand
In der Medizin wird ein bestimmter Frequenzbereich der Hirnströme als Alpha-Zustand bezeichnet. Bei Gehirnfrequenzströmen, die sich zwischen 8 und 13 Hertz bewegen, ist man noch geistig beweglich,
agiert aber in völliger Ruhe.
Es ist ein Zustand, als ob man mit offenen Augen träumt. Dieser Zustand begünstigt Kreativität und Phantasie. Verbunden mit dem Zustand sind auch eine höhere Aufmerksamkeit und eine erleichterte
Konzentration, dadurch verstärkt sich die Lern- und Merkfähigkeit. Ebenso wird ein Gefühl von einer Einheit von Körper und Geist geweckt, da beide Hemisphären (links verstandesbetont, rechts emotional)
aktiviert werden.
Durch Anwendung unterschiedlicher Techniken (Atem-, Blicktechnik, Memorieren, Wortwiederholungen) kann man sich gezielt in den Alpha-Zustand hineinversetzen. Hier ein Beispiel:
- Setzen Sie sich hin.
- Schließen Sie Ihre Augen.
- Wiederholen Sie monoton ein Wort, welches nicht einmal einen Sinn ergeben muss.
- Weisen Sie alle Gedanken ab.
Nach ein paar Minuten empfinden Sie, dass Ihr Kopf völlig leer ist.
Autogenes Training
Autogenes Training wurde vom Berliner Nervenarzt
Johannes H. Schultz entwickelt. Es ist in Deutschland die wohl
bekannteste Entspannungstechnik. Ziel des autogenen Trainings ist es, auf körperliche Prozesse Einfluss zu nehmen.
Unterschieden wird zwischen Grund- und Oberstufe. Die Grundstufe besteht dabei aus folgenden Teilen:
- Schwereübung (»Arme und Beine sind ganz schwer«)
- Wärmeübung (»Arme und Beine sind ganz warm«)
- Atemübung (»Atmung ruhig und regelmäßig; es atmet mich«)
- Herzübung (»Puls ruhig und regelmäßig«)
- Sonnengeflechtsübung (»Sonnengeflecht strömend warm«)
- Stirnkühleübung (»Stirn kühl«)
Die Übungsformeln werden 4-6-mal wiederholt. Die Übungen sollten täglich wiederholt werden, am besten mehrfach (jeweils 5 Minuten).
Wenn alle sechs Übungen der Grundstufe beherrscht werden, kann man zur Oberstufe übergehen. Dort werden dann erweiterte Formeln mit zusätzlichen meditativen, bildhaften Vorstellungen eingesetzt.
Die Oberstufe des autogenen Trainings dient der vertieften Selbsterkenntnis und der Charakterbildung. Typisch ist folgender Ablauf:
- 1. Sitzung: Farberlebnisse
- 2. Sitzung: Wahrnehmen konkreter Gegenstände (z.B. eine brennende Kerze)
- 3. Sitzung: Schau abstrakter Werte (z.B. Hoffnung, Liebe, Mut)
- 4. Sitzung: Übungen zur Charakterbildung und vertieften Selbsterkenntnis (Fragen an sich selbst, z.B. »Wer bin ich?« oder »Was soll ich tun?«;
neben Fragen sind auch Suggestionen Inhalt dieser
Sitzung, z.B. »Ich nehme mich an!« oder »Ich bin zuversichtlich!«)
- 5. Sitzung: Reise auf den Meeresgrund
- 6. Sitzung: Reise auf den Gipfel eines Berges
- 7. Sitzung: eigene Bilder mit bestimmten Zielsetzungen
Muskelentspannung
Die progressive Muskelentspannung wurde von
Edmund Jacobsen (1885-1976) entwickelt, der entdeckte, dass bei seelischen
Spannungen Muskelanspannungen auftreten und bei Entspannung das Spannungsgefühl sinkt.
Da jede Muskelanspannung viel Energie verbraucht wird, also viel Energie nötig ist, wird das Lernen durch einen körperlichen Spannungszustand erschwert und kostbare Energie wird gebunden.
Die Methode von Jacobson fördert die Entwicklung eines »Muskelsinnes« und dient zur Entspannung einer oder mehrerer Muskelgruppen. Besonderen Wert legt er auf eine langsame und regelmäßige Atmung.
Das Grundprinzip der progressiven Muskelentspannung besteht darin, dass nacheinander einzelne Muskelgruppen (z.B. die Hände, die Schultern oder die Zehen) für einige Sekunden willentlich angespannt und
anschließend deutlich länger entspannt und gelockert werden. Man lernt dabei, Anspannungs- und Entspannungszustände im Körper genauer zu unterscheiden. Damit einhergeht ein allgemeines Entspannungsgefühl.
Das klassische Verfahren nach Jacobsen funktioniert nach folgendem Prinzip:
- Einzelne Muskelpartien werden kräftig angespannt.
- Die Spannung wird für ca. 7 Sekunden gehalten und bewusst gefühlt.
- Die Spannung wird gelöst.
- Nach 20 Sekunden wird die Übung wiederholt.
- Nach 40 Sekunden Entspannung geht man zur nächsten Muskelgruppe über.
Atemtechniken
In der Regel beachten wir unseren Körper nicht, nehmen nicht wahr, welche Signale er uns sendet. Meist sind wir mit unserer Konzentration auf unseren Kopf (Kognition) hin orientiert.
Nur wenn der Körper durch ein Symptom (Krankheit) auffällt, machen wir uns seiner bewusst. Atmungstechniken können uns helfen, die eigene Körperwahrnehmung zu verstärken.
Wer seinen Atem beeinflussen kann, der kann seine Stimmung beeinflussen. Da die intrinsische Motivation einen wichtigen Einfluss auf das Lernen ausübt,
kann damit auch die Bedingung für das Lernen verbessert werden.
Bedeutsam ist es, sich seines Atems bewusst zu werden, und in der Lage zu sein, auf die Bauch-Atmung »umschalten« zu können.
Es gibt eine Vielzahl von Atemtechniken um bewusster zu atmen. Beispielhaft wird hier
Basic Natural Breathing vorgestellt.
- Sitze, stehe oder liege bequem, mit geradem Rücken. Eine gebeugte Haltung behindert deine Fähigkeit, tief und frei zu atmen.
- Suche alles in dir, was dich sorgt oder aufregt, alle negativen Gedanken. Denke nur für ein paar Sekunden daran, dann lass all das von dir wegziehen. Stell dir vor, deine Anspannung fliegt mit deinen
Problemen wie ein Schwarm Tauben davon. Höre, wie ihre Schwingen durch die Luft schneiden und sich immer weiter entfernen, bis sie verklungen sind. Du fühlst dich erleichtert und befreit.
- Entspanne ganz bewusst deine Arme und Schultern und lege eine Hand auf deinen Bauch.
- Atme langsam durch die Nase aus und leere deine Lungen, soweit es geht, ohne dass es dich anstrengt oder schmerzt.
- Nun nimm einen tiefen Atemzug, fülle zuerst deinen Leib und erst dann hebe deinen Brustkorb. Fühle, wie sich dein Bauch wie ein weicher Ballon füllt, aber nicht zu kräftig.
- Atme wieder langsam durch die Nase aus.
- Wiederhole das, sei dir jedes Atemzuges bewusst, bis deine Atmung regelmäßig und ein ganz natürliches Gefühl ist.
Spüre, wie entspannt du geworden bist. Du bist nun bereit, um mit Erden und Zentrieren fortzufahren, mit fortgeschrittenen Atemübungen oder anderen Aktivitäten.
Mach mal Pause
Neben dem Schlaf, der wichtigsten Erholungsphase, benötigt jeder Mensch Pausen. Der menschliche Körper ist nicht auf Dauerbelastung angelegt. Nach ca. 90-120 Minuten Arbeit benötigen die meisten
Menschen eine Pause, um sich zu regenerieren.
Diese Zeitspanne variiert von Mensch zu Mensch. Um sich zu regenerieren, nutzt der Körper natürliche Rhythmen. Wichtig ist, es seinen eigenen Körper genau zu beobachten, um dessen Erholungsbedürfnis nicht
zu übersehen. Übergehen wir die Signale nach Ruhe und Regeneration, wird das Gleichgewicht des Körpers gestört und es kommt zu Stresserscheinungen.
Folgende Signale geben Hinweise auf ein Bedürfnis nach Pause:
- Gähnen
- Bedürfnis, sich zu recken
- Drang auf die Toilette zu gehen
- Hungergefühle und Durst
- Abschweifende Gedanken
Die individuellen Signale Ihres Körpers geben Ihnen genaue Hinweise, welches die für Sie geeignete Form der Entspannung ist. Dies kann ein Spaziergang sein, frische Luft tanken, etwas essen oder
trinken, Körper- oder Entspannungsübungen.
Denkbar ist es auch, sich einfach ein paar Minuten treiben zu lassen. Nicht vernachlässigen sollten Sie, dass nicht nur der Körper der Ruhe bedarf, sondern auch der Geist muss sich nach konzentrieren
Arbeitsphasen erholen. Gönnen Sie sich und den Lernenden Pause. Eine geeignete Erholungspause für Kopfarbeiter sind Tagträume.
Spätestens nach etwa 20 Minuten können Sie wieder erholt und mit neuen Kräften zurück an die Arbeit gehen.
Angewandte Kinesiologie
Der Begriff Kinesiologie basiert auf dem griechischen Wort für Bewegung. In der Medizin steht »Kinesiologie« für Bewegungslehre und Untersuchung der Muskeln. Die »Angewandte Kinesiologie« (AK)
macht sich die körpereigene Feedbackschleife zunutze. Entdeckt wurde sie von
George Goodheart.
Er beobachtete ein Wechselverhältnis zwischen physischen und psychischen Vorgängen im Menschen, das sich auch im Funktionszustand seiner Muskeln spiegelt. Er entwickelte ein einfaches Testverfahren, den
Muskeltest. Die getestete Person wird aufgefordert, den zum Testen benutzten Körperteil (meist ein Arm oder ein Bein) gegen den Druck der testenden Person zu halten. Die Testergebnisse (»verriegelt«
oder »entriegelt«) geben Hinweise auf mögliche Energieblockaden.
Es geht der AK um die Identifikation und das Ausgleichen von energetischen Ungleichgewichte oder Störungen. Sie ist damit verwandt mit der chinesischen Akupunktur.
Die »Edu-Kinestetik« intendiert, die Kinesiologie auf die Pädagogik zu übertragen. Zur Verbesserung des Lernvermögens setzt die AK Brain-Gym®-Bewegungsübungen (Gymnastik fürs Gehirn) ein. Dabei handelt
es sich um Bewegungsübungen für Gehirn und Körper, die in kurzer Zeit mehr Energie und Freude bei der Arbeit, Schule und Freizeit bringen sollen. »Brain Gym« Übungen koordinieren und aktivieren gezielt
beide Gehirnhälften. Darüber hinaus erhöhen sie die Stresstoleranz (z.B. Prüfungs- und Versagensängste, Leseschwäche, Burn-Out-Syndrom, Unkonzentriertheit, Redeblockaden usw.). Nach Aussagen von
Kinesiologen kann sie bei der Behandlung von Lern- und Wahrnehmungsstörungen wie z.B. Legasthenie und motorischen Problemen, helfen.