Denker Konstrukteur Verwalter Kommunikator Ästhet Zuhörer Kinästhet Visionär
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Lernpräferenztest Prof. Dr. Franz Josef Röll, Dr. Robert Löw


 
Wissenschaft Lerner für Lernpräferenz Zuhörer
   
Lernpräferenz Zuhörer

Wissenschaft Zuhörer

 

In dieser Rubrik werden Lernkontexte zu fachwissenschaftlichen Diskursen hergestellt. Hinweise sollen gegeben werden auf Forschungstraditionen, deren Ergebnisse nachvollziehbar machen, warum dieser Lernpräferenztyp durch akustisch-musikalische Anregungen Impulse zum Lernen bekommt.
Die Musikwissenschaft setzt sich mit der Musik der Vergangenheit und Gegenwart, ihrer strukturellen Beschaffenheit, ihrer Rezeption und Praxis sowie ihrer gesellschaftlichen Funktion auseinander. Sie macht nachvollziehbar über welche Kompetenzen und Fähigkeiten Personen verfügen, die eine akustisch-musikalisch Lernpräferenz haben.
Kenntnisse über die auditive Wahrnehmung sind notwendig, um die Komplexität nachvollziehen zu können, wie Hören und Hörvorgänge zustande kommen. Dies gibt zugleich einen Einblick über die Variabiliät unserer Sinnesorgane am Beispiel des Hörens.

Musikwissenschaft

Die Musikwissenschaft erforscht alle Aspekte der Musik und des Musizierens. Aus der Sicht aller relevanten Disziplinen (und ihrer Erkenntniswege) wird das Phänomen Musik betrachtet; dazu gehören geistes-, kultur-, natur-, sozial- und strukturwissenschaftliche Ansätze. Gegenstand der Musikwissenschaft ist ihre strukturellen Beschaffenheit, ihrer Praxis und Rezeption und ihre gesellschaftlichen Funktion.
Die Musikwissenschaft wird unterteilt in die historische Musikwissenschaft, die Systematische Musikwissenschaft, angewandte Musiktheorie, musikwissenschaftlichen Methoden und die Musikethnologie.
Für das Lernpräferenzmodell ist vor allem die Systemische Musikwissenschaft relevant. Die Perspektive dieser Forschungsrichtung beschäftigt sich mit Musik an sich und musikalischen Phänomenen im Allgemeinen. Es geht nicht in erster Linie um spezifische Erscheinungsformen der Musik (z.B. Stücke, Werke, Aufführungen, Traditionen, Gattungen, Komponisten, Stile, Perioden). Sie versteht sich als Erkenntnistheorie, ihre Grundlagen basieren auf Logik, Klassifikation, Messung, Empirik, statistischen Analysen, Modellierung und Vorhersage.
  • Die musikalische Akustik beschäftigt sich mit den Grundlagen des Schalls.
  • Die Musikphysiologie setzt sich mit der Stimm- und Gehörphysiologie und der Physiologie des Muskelaufbau und der Motorik bei der musikalischen Tätigkeit auseinander.
  • Die Ton- oder Hörpsychologie befasst sich mit den psychologischen Vorgängen der auditiven Wahrnehmung.
  • Die Musikpsychologie hat die Grundlagen, Bedingungen und Folgen der Musikwahrnehmung als zentrales Thema.
  • Die Musiksoziologie untersucht die Beziehungen zwischen Musik und Gesellschaft.
  • Die Musikpädagogik eruiert Probleme, Methoden und Ziele der Musikerziehung und -pflege.
  • erforscht die Frage nach dem Wesen der Musik.
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  • Die musikalische Akustik
    Die jeweiligen raumakustischen Bedingungen beeinflussen, wie der von Klangerzeugern ausgehende Schall wahrgenommen wird. Die physikalischen Grundlagen dieses Zusammenhangs wird musikalische Akustik genannt. Akustik und Musikwissenschaft werden miteinander verknüpft.
  • Guido Adler definierte 1885 musikalische Akustik als eine der Hilfswissenschaften der Musikwissenschaft. Seither wird dieses Fachgebiet als Fachbereich der systematischen Musikwissenschaft verstanden. Der Fokus dieses Fachgebietes liegt in der Tonerzeugung durch die Interaktion von Musiker und Musikinstrument und Musikwahrnehmung.
    Die musikalische Akustik blickt auf eine lange Tradition zurück. Die Einführung von Tonsystemen und Stimmungen in der Musik im 3. Jahrtausend v. Chr. in China gilt als erste systematische Beschäftigung mit der Akustik. In der Antike analysierte Pythagoras von Samos (ca. 570–510 v. Chr.) mit Hilfe der Mathematik den Zusammenhang von Saitenlänge und Tonhöhe beim Monochord. Durch einen Vergleich mit Wellen auf der Wasseroberflächen erkannte Chrysippos von Soli (281–208 v. Chr.) den Wellencharakter von Schall. Das Verdienst von Leonardo da Vinci ist die Erkenntnis dass sich Schall mit einer endlichen Geschwindigkeit ausbreitet und Luft als Medium zur Ausbreitung des Schalls notwendig ist. Die erste Angabe einer experimentell bestimmten Schallgeschwindigkeit stammt von Marin Mersenne (1588–1648). Der Zusammenhang zwischen Tonhöhe und Frequenz wurde von Galileo Galilei beschrieben.
    Der Begriff »Akustik« für die Lehre vom Schall wurde von Joseph Sauveur eingeführt. Ernst Florens Friedrich Chladni erfand die Chladnischen Klangfiguren, die Eigenschwingungen von Platten sichtbar machen, daher gilt er als Begründer der modernen experimentellen Akustik. Georg Simon Ohm erkannte die Fähigkeit des Gehörs, Klänge in Grundtöne und Harmonische aufzulösen. Die Tonempfindung wurde von Hermann von Helmholtz erforscht. In seinem Buch »Theory of Sound« begründete John William Strutt mit zahlreichen mathematisch begründeten Erkenntnissen die Entstehung und Ausbreitung des Schalls.
    Erste akustische Mess- und Aufzeichnungsgeräte wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt, so z.B. der Phonautograph (Édouard-Léon Scott de Martinville) und der Phonograph (Thomas Alva Edison). Die Messung des Schallabsorptionsgrades wurde von August Kundt entwickelt. Das erste Gerät zur Messung der Lautstärke wurde von Heinrich Barkhausen erfunden.
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  • Die Musikphysiologie
    Die Musikphysiologie beschäftigt sich sowohl mit der Physiologie und der Funktion des menschlichen Stimm- bzw. Hörapparates (Ohr, Hörnerv, Cortex), speziell mit der Stimm- und Gehörphysiologie, als auch mit der Physiologie des Muskelaufbaus und der Motorik bei der musikalischen Tätigkeit (Instrumentalspiel). Sie hat Einfluss auf die Musiktherapie sowie die Musikpädagogik.
  • Die Lehre und Erforschung der physiologischen Grundlagen des Musizierens steht im Zentrum der Musikphysiologie. Das Ziel der anwendungsorientierten Musikphysiologie ist die Schulung von Atem-, Stimm- und Bewegung. Gefördert werden sollen die Optimierung von ergonomischen und ökonomischen Bewegungsmustern und die Selbstwahrnehmungskompetenzen.
    Zu den Teilbereichen der Musikphysiologie gehören u.a. die Anatomie und Biomechanik (die funktionelle Bewegungslehre der Muskelarbeit und der beim Musizieren relevanten Körperfunktionen, Gehörschutzmaßnahmen, Entspannungsverfahren und mentalen Techniken zur Angstverarbeitung, Konstruktiver Umgang mit den körperlichen und psychischen Belastungen des beruflichen Musizierens, körperliche und psychosomatische Krankheitsbilder und deren Rehabilitation, die Grundlagen geeigneter körperlicher Stärkung und Regeneration, Ergonomische Aspekte der Musikinstrumente, die Sensomotorik des Instrumentalspiels, die Analyse und Optimierung von Körperhaltung sowie Atmung und Bewegung beim eigenen Musizieren Körperhaltung.
    Musiker stehen somit vor der Herausforderung Gehirn, Nervensystem, Atmungs- und Bewegungsorgane miteinander zu koordinieren bei gleichzeitiger mentaler und emotionaler Fokussierung, Dies verlangt eine spezielle Art von Balance des eigenen Energie und Spannungsniveaus.
    Als Pionier der Musikphysiologie in Deutschland gilt Christoph Wagner. Seine instrumentalpädagogische Forschung setzte sich, neben den essentiellen organischen Voraussetzungen für das Instrumentalspiel, mit der Darstellung physiologischer Vorgänge während des Spielens und der Objektivierung musikalisch-technischen Könnens am Instrument auseinander. Im Dialog mit der instrumentalpädagogischen Praxis entwickelt er die Musikphysiologie.
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  • Die Ton- und Hörpsychologie
    Die Ton- oder Hörpsychologie gilt als eigenständiges Teilgebiet der allgemeinen Musikpsychologie. Ihr Arbeitsgebiet liegt bei der Untersuchung der psychologischen Vorgänge bei der auditiven Wahrnehmung, den psychoakustischen Erscheinungen und der Frage, wie Reize aufgenommen, verarbeitet und auf sie reagiert wird.
  • Auditive oder akustische Wahrnehmung beschäftigt sich mit den Hörereignissen bzw. der Sinneswahrnehmung von Schall durch Lebewesen, die bei Schallereignissen entstehen. Untersucht wird, wie Schall über das Hören (Sinnesorgane) und durch Vibration spezieller Körperteile von Lebewesen wahrgenommen wird. Zwei Ohren sind erforderlich, um die von Richtung eines Schalls identifizieren bzw. die Bewegung von Schallquellen mehr oder minder eindeutig verfolgen zu können.
    Die Psychoakustik befasst sich mit der menschlichen Empfindung von Schall als Hörereignis. Das Schallereignis wird in physikalischen Schallfeldgrößen abgebildet. Die physikalischen Signale werden in mehreren Stufen verarbeitet und in einem Höreindruck modelliert. Anschließend werden Sie der kognitiven Signalverarbeitung und dem einzelnen Ohr zugeordnet. Die Psychoakustik intendiert, die Gesetzmäßigkeiten der Verarbeitung auditiver Reizen zu erforschen und experimentell zu überprüfen. So wird u.a. das Zusammenspiel zwischen dem physikalischen Reiz (Schallwellen) und dem Wahrnehmungseindruck der Rezipienten (Lautheit, Schärfe, Tonheit, Rauhigkeit, Tonhaltigkeit, Impulshaltigkeit, Schwankungsstärke) untersucht. Gesucht wird sowohl nach individuell unterschiedlichen als auch nach überindividuellen »wenn-dann-Beziehungen« zwischen Stimulus und psychischem Erleben. Bedeutende Anwendungsgebiete der Psychoakustik liegen in der Schallwirkungsforschung, der Audiodatenkompression und der Tongestaltung.
    Wahrnehmungen entstehen durch die Verknüpfung der Sinneseindrücke mit der äußeren (Umwelt) und den inneren Erfahrungen (durch den Organismus selbst ausgelöst). Lebewesen reagieren sowohl auf äußere als auch auf innere Reize. Eine physikalische oder chemische Größe der inneren oder äußeren Umwelt, die durch Änderung ihrer Energiebeträge auf lebende Systeme einwirkt wird als Reiz oder Stimulus (Mehrzahl: Stimuli) bezeichnet. In der Regel folgt auf einen Reiz eine Reaktion. Dies begünstigt die Interaktion zwischen Lebewesen und Umwelt sowie zwischen den Teilsystemen eines Lebewesens.
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  • Die Musikpsychologie
    Die Musikpsychologie erforscht die universellen Gesetzmäßigkeiten beim Musikhören und Musizieren mit den Methoden der Psychologie. Die Grundlage der Musikpsychologie basiert inzwischen auf der Kognitionspsychologie (früher auch Gestaltpsychologie). Untersucht werden die Grundlagen, Bedingungen und Folgen der Musikwahrnehmung. Untersucht werden u.a. die Tonhöhe, die Lautstärke (elementare Parameter) welche Auswirkungen Musikalität auf die Musikwahrnehmung ausübt (komplexe Erscheinungen). Eingesetzt werden u. a. statistische Arbeitstechniken.
  • Konkret sucht die Musikpsychologie Antworten auf die Frage wie es zur Bildung von Musikpräferenzen kommt, wie Musikverstehen gefördert werden kann und um die Vermittlung von Modalitäten von Musikproduktion als Komposition, Interpretation und Improvisation. Zugleich leistet Sie einen Beitrag für die psychosoziale Betreuung von Musikern. Sie gibt Hilfe im Umgang mit Stress und Lampenfieber, gibt Empfehlungen für mentales Training, Konzentrationsübungen und coacht bei Auftritten bzw. Bühnenperformanz.
    Eine weitere Forschungsrichtung setzt sich mit den Grenzen des Gehörs und der Wahrnehmung von Tonereignissen auseinander. Ebenso werden die Phänomene Synästhesie (die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Bereiche der Wahrnehmung) und die virtuellen Tonhöhe (Übertragung nur eines höherfrequentierten Teiles von einem breitbandigen Linienspektrum) untersucht. Mit neuropsychologischen Methoden wird das Erkennen, das Beurteilen, Erinnern und Speichern von Musik erkundet.
    Der Zusammenhang zwischen Musik und Emotion ist ein weiterer Schwerpunkt. Musik und Tanz als elementarer Ausdruck wird seit Gedenken der Menschheit mit dem Hervorrufen bestimmter Emotionen verbunden. Über die Wirkung von Musik haben bereits in der Antike die Philosophen nachgedacht. Der antike Arzt Herophilos von Chalkedon war bzw. ist für seine Messungen über den Zusammenhang von menschlichem Puls und Musik bekannt. Den verschiedenen Tonarten werden in der griechischen Musiktheorie bestimmte Emotionen zugeschrieben (psychophysischer Ansatz). Dies hatte Auswirkungen auf die Art und Weise des Komponierens. In der Renaissance und später im Barock wurde eine ausdifferenzierte Figurenlehre entwickelt, da ebenfalls davon ausgegangen wurde, dass Musik eine Wirkung auf den Hörer habe. Die Grundlagen der Tonpsychologie wurden 1883 von Carl Stumpf entwickelt. Er ging von der Verschmelzung der Tonwahrnehmung aus, daher differenzierte er in der von ihm konstituierten Konsonanzforschung nicht mehr zwischen Perzeption und Apperzeption. Die Gestaltpsychologen Max Wertheimer, Kurt Koffka und Wolfgang Köhler untersuchten zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Wahrnehmung von Musik. Sie machten u.a. darauf aufmerksam, dass Leerräume (Pausen) in der Musik Bedeutungen tragen. Leere wird aus Sicht der Gestaltpsychologie als Information bzw. als ein Gestaltungsmittel angesehen, das dazu beiträgt, Informationen sinnvoll zu ordnen und verständlich zu machen.
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  • Die Musiksoziologie
    Die Beziehungen zwischen Musik und Gesellschaft sowie den in ihr vorhandenen Institutionen ist Gegenstand der Musiksoziologie. Intendiert ist, kausale Zusammenhänge der wechselseitigen Beeinflussung zu identifizieren. Im Blickpunkt dieses Forschungszweiges stehen die Analyse des musikalische Schaffen und dessen Rezeption mit Mitteln der Sozialwissenschaft.
  • In der Musiksoziologie werden somit soziologische Theorien und Methoden angewendet, um die gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen, den sozialen Gehalts, die Rezeption und die sozialen Wirkungen musikalischer Phänomene zu erforschen. Ihre Erkenntnisse gewinnt die Musiksoziologie im Dialog mit anderen Disziplinen (z. B. Musikpsychologie, Musikpädagogik, Verhaltensforschung und Musikethnologie). Das wissenschaftliche Grundverständnis ist divergent. Während es den in der Tradition von Alphons Silbermann stehenden empirischen Musiksoziologen nicht um die Musik selbst geht, stellen Theodor W. Adorno (und Max Weber) den sozialen Gehalt der Musik ins Zentrum seiner Musiksoziologie. Adornos erkenntnistheoretischer und kulturkritischer Ansatz beabsichtigte eine soziologische Dechiffrierung von Musik leisten. Die Dechiffrierung des musikalischen Codes soll auf musikimmanente Bestandteile zurückgeführt werden.
    Die Formulierung (widerlegbarer) Aussagen über die Wirklichkeit des sozialen Umgangs mit Musik ist die Intention der empirischen Musiksoziologie. Im Gegensatz zu den Ansätzen von Adorno und Weber wird der unterschiedliche Gebrauch von Musik in Zusammenhang mit dem Umgang mit Symbolen und der sozialen Bedeutung des Symbolsystems innerhalb eines sozialen Gefüges erklärt. Die Struktur und Funktion der für den Musikbetrieb relevanten Institutionen (zum Beispiel Oper, Konzert, Massenmedien) bilden einen Schwerpunkt bei diesem Zweig der Musiksoziologie. Ebenso bedeutsam ist für sie die Untersuchung von Funktionen oder der symbolischen Bedeutungen von Musik in unterschiedlichen Zeitperioden, Zielgruppen und Gesellschaftsformen. Einen Untersuchungsgegenstand bilden die Schichten- und Geschlechtszugehörigkeit, Arbeitsverhältnisse und Organisationsformen von Musikern (einschließlich Komponisten) oder Musikvermittlern (Kritiker, Agenten und Funktionäre). Der Geschmack des Publikums sowie deren soziale Zusammensetzung und Verhaltensweisen werden ebenfalls untersucht.
    Aufklärung und Bewusstmachung gehört heute zu den wesentlichen Aufgaben der empirischen Musiksoziologen. Mit Hilfe der von ihnen herausgefundenen Daten können Musik-Programmverantwortlichen auf Wünsche und Bedürfnisse der Hörer besser eingehen. Auffallend ist, dass sich dieser Zweig fast ausschließlich mit der populärer Unterhaltungsmusik beschäftigt. Die populäre Musik wird von den empirischen Wissenschaften bevorzugt, da sie im gesellschaftlichen Leben der meisten Menschen einen hohen Stellenwert hat.
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  • Die Musikpädagogik
    Die Musikpädagogik beschäftigt sich mit Aneignungs- und Vermittlungsprozessen. Sie untersucht Probleme, Methoden und Ziele der Musikerziehung im schulischen, institutionellen und privaten Rahmen. Ihre Arbeitsergebnisse münden in Perspektiven der Erziehung, der Bildung, der Didaktik und Methodik der praktischen (Musik-)Pädagogik.
  • Der Begriff »Musikpädagogik« hat den lange in Forscherkreisen und an pädagogischen Institutionen sich in Gebrauch befindenden Begriff »Musikerziehung« inzwischen ersetzt. Warum Musik vermittelt werden soll, welche Inhalte und Themen dabei bedeutsam sind, ist Gegenstand der Musikdidaktik. Die Methodik des Musikunterrichts sucht nach geeigneten Methoden und Medien wie dies geschehen kann. Zur Musikpädagogik gehört nicht nur die Didaktik und Methodik des Faches Musik, wie es an Schulen unterrichtet wird, sondern auch die elementare Musikpädagogik, die Instrumental- und Gesangspädagogik, die Pädagogik des lebenslangen Musiklernens und die vergleichende Musikpädagogik (Vergleich und Bezug zu anderen Ländern).
    Methodisch lässt sich die musikpädagogische Forschung in drei Richtungen gliedern:
    • die historische Forschung untersucht z.B. wie sich die Musikerziehung in der Weimarer Republik, im Dritten Reich oder in der Nachkriegs-BRD entwickelt hat. Weitere Teilgebiete sind die die Beschäftigung mit der Ideengeschichte, Institutionengeschichte, Wissenschaftsgeschichte und Begriffsgeschichte.
    • Die systematische Forschung untersucht die Ziele der Musikpädagogik, sie fragt nach ihren Werten und Normen, der gesellschaftlichen Bedingungen und ihrem Sinn. Dabei integriert sie theologische, philosophische und pädagogische Kontexte.
    • Der empirisch-analytische Ansatz hat den Anspruch, musikbezogene Lernprozesse zu beschreiben, zu erklären und zu verbessern.
    Die künstlerisch-praktische, die musiktheoretisch-analytische und die historische Beschäftigung mit Musik bilden die fachliche Grundlage der Musikpädagogik. Ausgegangen wird von grundlegenden Fragen, wie »Was bedeutet Musik?«, »Wie wirkt Musik?« und »Was ist Musik?«. Anhand konkreter Erlebnisfelder (z.B. Werbung, Fußballstadion, Disco) wird die Frage eruiert, welche Funktion hat. Die Beantwortung dieser Fragen dient dazu herauszufinden, welche Musik am besten vermittelt und gelernt werden kann und soll.
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  • Die Musikphilosophie
    Die Musikphilosophie hat eine geisteswissenschaftliche Ausrichtung. Sie untersucht die Frage nach dem Wesen der Musik. Sie reflektiert Sinn, Bedeutung und Form und die kommunikativen Strukturen der Musik u.a. mit semiotischen Mitteln. Des Weiteren stehen ontologische und ästhetische Fragestellungen im Focus dieser Forschungsrichtung.
  • Die Musik gehörte in der Antike zu den numerischen Künsten (Quadrivium). Zentral für die Musikphilosophie innerhalb der pythagoreisch-platonischen Tradition stand die Spekulation hinsichtlich des Verhältnisses von Zahlen, Musik und Schönheit. Das Monochord und die daran dargestellten Tonverhältnisse als Zahlenverhältnisse veranschaulichen diesen Zusammenhang. Das Monochord besteht aus einer Saite und einem Resonanzkasten. Wenn die Saite gezupft wird, anschließen dann in der Mitte herunterdrückt und erneut gezupft, führt dies zu einem Intervall der Oktave, die als Verhältnis 1:2 beschrieben werden kann. Das Intervall der Quinte ergibt sich aus dem Verhältnis 2:3, das der Quarte aus dem Verhältnis 3:4. Die Zahl 10 wurde von den Pythagoreern als eine vollkommene Zahl angesehen, da sie die Summe der Zahlen 1, 2, 3, 4 darstellt und sich aus den ersten vier Zahlen die konsonanten Intervalle Oktave, Quinte und Quarte ergeben. Der Tetraktys, der für die Pythagoreer die Quelle der Natur und ihrer Schönheit und Vollkommenheit darstellt, setzt sich ebenso aus diesen Zahlen zusammen.
    Bei dem Schönheitsbegriff wird häufig auf Zahlenverhältnisse, insbesondere den golden Schnitt, Bezug genommen. Der Zusammenhang zwischen dem goldenen Schnitt wird durch die Fibonacci-Folge deutlich. Die von Leonardo Fibonacci (1170-1240) entwickelte Folge ergibt sich aus dem rekursiven Bildungsgesetz: ax+2=ax+1+ax, d.h. 1,1,2,3,5,8,13,21,34,55... Johannes Kepler (1571-1630) hat eine weitere Methode gefunden, wie man den Goldenen Schnitt errechnen kann. Er lässt sich errechnen, wenn man aus zwei aufeinander folgenden Fibonacci-Zahlen zunächst den Quotienten und dann eine Folge aus solchen Quotienten erstellt: 1/1=1; 2/1=2; 3/2=1,5; 5/3=1,6666; 8/5=1,6; 13/8= 1,625...
    Kepler bemühte sich mit seinen Büchern zur Weltharmonik (Harmonices mundi libri quinque) den antiken Pythagoreismus zu rekonstruieren. Er identifizierte die elliptische Bewegung der Planeten um die Sonne war als Ausgangsbedingung für die Entstehung von Welten-Intervallen und Sphären-Klängen. Dieser Tradition folgend definierte Gottfried Wilhelm Leibniz Musik als eine unbewusste Übung in der Arithmetik, in der der Geist nicht weiß, dass er zählt.
    Bis in die Gegenwart lassen sich z.B. durch das Institut für Harmonik der Hochschule für Musik und darstellende Künste in Wien ein Bezug auf die pythagoreische Tradition feststellen. Die Vorstellung einer Sphärenharmonie wird auch durch die Oper Die Harmonie der Welt von Paul Hindemith (1895-1963) deutlich. Auch in den letzten Jahren wurden noch Stücke veröffentlicht, deren Titel die Bezüger verdeutlichen: Mike Oldfield veröffentlichte 2008 das Stück Music of the Spheres und im September 2009 wurde in Linz die Oper Kepler von Philip Glass uraufgeführt.
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Auditive Wahrnehmung

Die Sinneswahrnehmung von Schall durch Lebewesen wird als auditive, aurale oder akustische Wahrnehmung bezeichnet. Stimulierte Sinnesorgane (Hörsinn, aber auch Körperteile) sind dazu in der Lage Schallschwingungen wahrzunehmen. Sowohl über das Umgebungsmedium (Luft, Wasser) als auch über den Untergrund (Vibrationen) können Schwingungen übertragen werden.
Die Auditive Wahrnehmung untersucht den Vorgang des Hörens und versucht herauszubekommen welche Hörereignisse durch bestimmten Schallereignissen entstehen. Um diese Prozesse besser zu verstehen bedarf es der Beschäftigung mit dem Zusammenspiel von Gehör und Gehirn.
Die eigentliche Hörwahrnehmung aktualisiert sich im Gehirn, im auditiven Cortex. Das Gehör hat eine Mittler bzw. eine Übersetzungsfunktion in Impulse (Neuronen), die vom Gehirn verstanden werden.
Die Befähigung Sprache zu verstehen und sich sprachlich auszudrücken wird in den Sprachzentren des Gehirns koordiniert.
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  • Gehör und Gehirn
    Das Ohr ist das erste Sinnesorgan, das beim menschlichen Embryo ausgebildet wird. Das Ohr ist in der Lage in der Luft auftretende und sich dort fortbewegende wellenförmige Druckveränderungen aufzufangen und in Nervenimpulse umzuwandeln.
  • Wenn Schall in unser Ohr dringt, trifft er am Ende des äußeren Ohres auf das Trommelfell, das »akustische« Signale erzeugt. Wenn das menschliche Ohr Schallwellen ausgesetzt ist, löst dies beim Trommelfell Schwingungen bzw. Vibrationen aus. Im Mittelohr werden die Schallwellen/Schwingungen »empfangen«, die wahrgenommenen Schwingungen werden dann im Innenohr zu Nervenimpulsen umgewandelt, die dann wiederum in das Gehirn weitergeleitet werden. Im Gehirn entstehen dann Aktivitätsmuster, die dann Klangerlebnisse auslösen.
    Die Stärke des Ausschlags einer Schwingungsbewegung wird Amplitude genannt. Die Größe einer Amplitude bestimmt die Lautstärke eines Tons. Das Menschliche Gehör kann zwischen 16 und 19.000 Hertz (Schwingungen je Sekunde) hören. Im Vergleich dazu können Delphine, noch Frequenzbereiche (Häufigkeit der Schwingungen) von bis zu 200.000 Hertz wahrnehmen und verarbeiten.

    Das äußere Ohr reicht auf dieser Zeichnung von ganz links bis zur Mitte - dort »versperrt« das Trommelfell den Eingang zum Mittelohr.
    (Quelle: Wikipedia)
    Das Außenohr besteht aus der äußeren Hörmuschel, dem Ohrläppchen und dem äußeren Gehörgang. Es dient zur Weiterleitung des von außen einfallenden Schalls. Die Hörmuschel hilft die Richtung eines Schallsignals feststellen zu können. Die ist auch der Grund, dass Schallsignale, die von hinten kommen, nicht so einfach zuzuordnen sind. Nach der äußeren Hörmuschel folgt der sich am Ende verengende äußere tunnelartige Gehörgang. Er geht durch den Schädelknochen bis zum Trommelfell. Das Trommelfell ist stark gespannt, es hat eine Dicke von ungefähr 0,1 Millimeter und einen Durchmesser von ungefähr einem Zentimeter. Es bildet die die äußere Wand des Mittelohres. Das Trommelfell wird auch als »Membran« (der lateinische Begriff membrana bedeutet »Häutchen«) bezeichnet.
    Das Mittelohr (auch Paukenhöhle benannt) besteht aus einer mit Luft gefüllten Höhle. Durch einen Kanal, der Ohrtrompete genannt wird, gibt es von hier aus eine direkte Verbindung zum Rachenbereich. Über die Ohrtrompete kann der Druck des Mittelohrs (bei Druckveränderungen in der Außenwelt) dem Druck der Außenwelt angepasst werden. Es ist dem Innenohr vorgelagert. Hinter dem Trommelfell befindet sich die »Gehörknöchelchenkette«, es handelt sich um die kleinsten Knochen des menschlichen Körpers. Das erste Knöchelchen ist der Hammer. Sein Griff, ist mit dem Trommelfell verwachsen. Wegen des Kontaktes mit dem Trommelfell schwingt der Hammer mit. Bei einer Vibration überträgt der Hammer seine Bewegung auf ein anderes Knöchelchen, den Amboss. Sein Fortsatz hat Kontakt mit dem dritten Knöchelchen der Kette, der »Steigbügel« genannt wird. Er ist mit dem so genannten »ovalen Fenster« fest verwachsen, eine Öffnung aus, die sich vor dem mit Flüssigkeit gefüllten Innenohr befindet. Die Bewegungen des Trommelfells werden dann mit Hilfe der Gehörknöchelchenkette auf die im Innenohr befindliche »Schnecke« übertragen.
    Im Innenohr findet ein sehr komplizierter Mechanismus statt an dessen Ende die Schallwellen in elektrische Nervenimpulse umgewandelt werden. Die Hörerlebnisse werden dann durch diese Impulse im Gehirn hervorgerufen.
    Im knöchernen Gangsystem des Innenohrs (»Cochlea«) befindet sich ein mit Flüssigkeiten gefülltes knöchernes Gangsystem. In der Cochlea befinden sich drei durch Membrane getrennte Räume: die Vorhoftreppe, den mittleren Schneckengang und die Paukentreppe. Die vom Mittelohr weitergeleiteten Schwingungen lösen sogenannt Wanderwellen aus. Die Wanderwelle beginnt an der Vorhoftreppe, geht durch den mittleren Schneckengang bis zur Schneckenspitze und ebbt dann über die Paukentreppe wieder ab. In der Schneckenspitze treffen sich Vorhof- und Paukentreppe. Die gegenläufigen Flüssigkeitsströmungen setzen die Flüssigkeitbewegung im mittleren Schneckengang in Bewegung (Endolymphe). Als Begrenzung zum Mittelohr befindet sich das »runde Fenster« am Ende der Paukentreppe. Der durch die Flüssigkeit der Vorhof- und Paukentreppe (Perilymphe) gewanderte Schallimpuls wird dann wieder an das Mittelohr zurückgegeben. Damit ist der Kreislauf geschlossen.
    Eingelagert in die Membran zur Paukentreppe befindet sich das Corti Organ im mittleren Schneckengang, das eigentliche Sinnesorgan für die Erzeugung von Hörerlebnissen. Die über die Innenohrflüssigkeiten herangetragenen Schallwellen werden an dieser Schnittstelle in elektrische Impulse, die das Gehirn versteht, umgesetzt. Man bezeichnet das Corti'sche Organ deshalb auch als »Schnittstelle«. Die Haarzellen des Das Corti Organs haben Kontakt mit den etwa 40.000 Neuronen der einzelnen Nervenzellen) des Hörnervs. Die stimulierten Nervenimpulse wandern dann den Hörnerv entlang in das Gehirn. Dieser Weg der Nervenimpulse wird mit »Hörbahn« bezeichnet.
    Für die Bewusstwerdung der akustischen Signale im Gehirn ist vorwiegend der auditive Cortex zuständig.
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  • Auditiver Cortex
    Im auditiven oder auch auditorischen Cortex/Kortex (von lat. audire = dt. »hören« bzw. lat. auditio = dt. »Gehör« und lat. cortex = dt. »Rinde«), der auch als Hörzentrum oder Hörrinde bezeichnet wird, findet die Verarbeitung und das Bewusstwerden von akustischen Reizen das. Dieser Endpunkt der Hörbahn befindet sich im Bereich der Großhirnrinde.
  • Der auditive Cortex auf liegt beim Menschen auf der oberen Windung des Temporallappens (Gyrus temporalis superior). Das Wernicke-Areal, das dem Sprachverständnis zugeordnet ist, wird meist auch der Hörrinde zugeordnet. Der auditiven Cortex entspricht nach dem Hirnatlas von Korbinian Brodmann den Brodmann-Arealen 41 und 42.

    Broadman Areal 41 & 42 im Gehirn
    (Quelle: commons.wikimedia.org/wiki/File:Brodmann_41_42.png).
    Der auditive Cortex wird unterteilt in ein primäres, ein sekundäres und ein tertiäres Gebiet. Das primäre Hörfeld weist eine räumliche Organisation auf, geprägt durch einen kontinuierlichen Verlauf aufweisende Frequenzen, die sogenannte Tonotopie). Hohe Frequenzen werden nach hinten und zur Mitte hin, Niedrige Frequenzen werden vorne und zur Seite hin zugeleitet. Die sekundären und tertiären Felder dienen vorwiegend dazu, aktuelle Höreindrücke mit Bekanntem zu vergleichen, einzuordnen und zu bewerten. Dies geschieht assoziativ und vorwiegend unbewusst.
    Nur Hörreize, die nicht einordbar oder unbekannt oder auf Bedrohliches hinweisen (»Warnreize«) sowie die Aspekte, auf die man sich konzentriert, gelangen ins Bewusstsein, Das Sprachverständnis gilt als wichtigster funktioneller Teilaspekt der Hörrinde. Dies konstituiert sich in den Sprachzentren.
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  • Sprachzentren
    Die Sprachzentren des menschlichen Gehirns bestehen u. a. aus dem Broca-Areal und dem Wernicke-Zentrum. Diesen beiden Arealen im Gehirn kommt eine besondere Funktion bei der Sprachverarbeitung und -produktion zu. Die Ergebnisse der funktionellen Bildungsverfahren haben allerdings die Differenzierung in nur zwei großflächige Sprachverarbeitungsareale widerlegt. Allerdings gilt das engere Broca-Areal weiterhin als wichtiges Sprachzentrum, das zuständig ist für Syntax, Grammatik und Satzstruktur.
  • Im 19 Jahrhundert wurde aufgrund von Untersuchungen entdeckt, dass die inhaltliche und strukturelle Sprachverarbeitung in verschiedenen Gehirnbereichen stattfindet. 1861 wurde erstmals von dem Anthropologen Paul Broca dem nach im benannten Broca-Areal eine zentrale Rolle bei sprachlichen Funktionen zugeschrieben. Ausgangspunkt seiner Zuordnung war die Beobachtung, dass nach Schädigungen in dieser Hirnregion, Sprachprobleme bei Personen auftauchten, die in dieser Region die Störung einer anatomischen Struktur oder physiologischen Funktion hatten. Ebenso wurde beobachtet, dass Schädigungen im oberen Anteil des Schläfenlappens, dem sogenannten Wernicke-Areals, vorwiegend zu Störungen der Sprachrezeption führten. Zu dieser Erkenntnis kam 1874 Carl Wernicke, bei der Erforschung von Patienten, die unter Aphasien (Verlust an Sprachfähigkeiten) litten.
    Aufgrund von Bildgebungsverfahren wie PET und fMRT hat die Erforschung der Gebiete der Sprachverarbeitung eine radikale Wende erfahren. Zwischenzeitlich wird davon ausgegangen, dass eine Vielzahl relativ breit verteilter Areale an der Sprachverarbeitung beteiligt sind. Aktuelle Forschungsarbeiten richten ihre Konzentration auf subkortikale, also unterhalb der Großhirnrinde im Kerngebiet liegenden Gebiete. Gegenwärtig wird davon ausgegangen, dass bei der syntaktischen, der satz- und wortsemantischen Verarbeitung, der Integration syntaktischer und semantischer Information und dem Arbeitsgedächtnis neben den primären und sekundären auditorischen Verarbeitungsarealen auch anderen Regionen eine wichtige Bedeutung zukommt.
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Suggestopädie

Unter Suggestopädie versteht man eine Lernform, bei der die unbewusste Aufnahme von Informationen durch Suggestion im Vordergrund steht und zur Optimierung von Lernprozessen eingesetzt wird.
Die Suggestopädie versteht sich als ganzheitliche Lernmethode, die Wert legt auf einen entspannten Lernzustand, spielerisches Lernen und die Überwindung mentaler Lernbarrieren.
Entwickelt wurde diese Methode von Georgi Lozanov – zunächst zur Vermittlung von Fremdsprachen. Unter dem Begriff Superlearning wurde diese Methode als »Lernen im Schlaf« weltweit eine Zeit lang vermarktet. Lozanov ging davon aus, dass Menschen über ein enormes, natürliches Lernpotenzial verfügen, das nicht voll ausgeschöpft wird. Suggestopädie möchte den Menschen ein vielfältiges Angebot machen (engl.: suggestion = anbieten, vorschlagen). Innere Lernbarrieren führen dazu, dass mentale Kapazitäten nicht genutzt werden (z.B. Ich konnte noch nie Fremdsprachen lernen. Das ist einfach nichts für mich). Negative Vorstellungen können durch Desuggestion, der gezielten Veränderung bestimmter Vorstellungen und Reaktionen durch positive, verbale Botschaften, abgebaut werden. Positive Suggestionen werden eingesetzt, um die Lernenden von einengenden Selbstkonzepten, Wertvorstellungen und Ängsten zu befreien und das Potenzial unseres Gedächtnisses zu nutzen.
Die Ziele der Suggestopädie sind:
  • Lernfreude wecken
  • Lerneffektivität steigern,
  • mentale und psychische Gesundheit fördern,
  • Gedächtniskapazität erhöhen,
  • Sensibilisierung der Lehrpersonen für sich selbst und andere erhöhen,
  • multisensorisches Lernen ermöglichen,
  • gehirngerechtes Lernen praktizieren,
  • negative Suggestionen abbauen,
  • positive Suggestionen anwenden.
Aus der Erkenntnis, dass Lernprozesse so gestaltet werden müssen, dass auch künstlerisch-kreative und intuitiv-emotionale Elemente neben den logisch-analytischen bestehen können, ergibt sich ein ganzheitliches Modell. Die Suggestopädie legt Wert darauf, dass neben kognitivem Lernen das körperliche und physische Wohlbefinden, ästhetische Erlebnisse und ein befreiender und ermutigender Kommunikationsprozess zum Tragen kommen. Ebenso geht die Suggestopädie von unterschiedlichen Lerntypen aus und versucht Lernen mit allen Sinnen zu ermöglichen. Unsere fünf sensorischen Sinne (sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken) gelten als die Eingangstore der Informationen, mit denen unser Gehirn Welt aufnimmt und verarbeitet. Die Präsentation des Lernstoffes sollte so gestaltet sein, dass alle Sinneskanäle angesprochen werden.
In der Anwendung der Suggestopädie werden Stresssituationen bewusst vermieden. Es wird eine Lernatmosphäre geschaffen, in der Erfolgszuversicht dominiert und die Attraktivität des Lernens betont wird. Die Grundvoraussetzungen der positiven Suggestion sind:
  1. Der Lehrende als Persönlichkeit schafft einen Raum, in dem die Lernenden sich entwickeln und selbst verwirklichen können. Vom Lehrenden wird ein hohes Maß an Engagement, Qualifikation und Einfühlungsvermögen verlangt.
  2. Unter dem Begriff der Infantilisierung des Lernenden wird zum einen das Vertrauen zum Lehrenden, zum anderen eine geistige Einstellung des Lernenden, der seine kindliche Neugier und Begeisterung für neues Wissen wieder entdeckt, verstanden. Diese Infantilisierung findet sich im suggestopädischen Lernprozess an vielen Stellen wieder, z.B. in Form von Energieaufbauübungen, Tänze, Musik, Lernspiele.
  3. Das Lernen findet im Zustand der Pseudopassivität statt, d.h. in einem Zustand körperlicher Entspannung. Musik ist hier ein wichtiger Suggestionsträger, sie dient sowohl zur mentalen Entspannung als auch als Transportmittel für das zu lernende Material ins Gehirn. Die Verknüpfung von Unterrichtsinhalten mit Musik aktiviert beide Gehirnhälften und schafft so bessere Enkodierungsmöglichkeiten. Musik unterstützt alle Entspannungsphasen, wird zur Begrüßung eingesetzt und kann als Anker dienen.
  4. Die Lernumgebung sollte ansprechend, farbenfroh und ästhetisch angenehm gestaltet sein. Sie soll die Sinne fesseln.
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  • Der suggestopädische Kreislauf
    Eine suggestopädische Unterrichtseinheit besteht aus einer typischen Abfolge von methodischen Elementen und wird als suggestopädischer Kreislauf bezeichnet. Maximal umfasst diese Einheit acht Stunden, wobei alle Elemente einmal durchlaufen werden sollten.
    • Am Anfang des Kreislaufes steht das Centering, eine Entspannungs- und Konzentrationsübung. Sie dient dem Abbau von Stress und lenkt die Konzentration auf das Erleben im Jetzt. Es können hier positive Bilder und verstärkende Suggestionen eingebaut werden.
    • Im zweiten Schritt – Hinführung und Motivation – werden die Lernenden mit dem Thema vertraut gemacht. z.B. in Form eines Kurzvortrages, durch eine Phantasiereise oder Bilder. Es können auch spielerische Elemente genutzt werden, z.B. Identitätswechsel.
    • Im dritten Schritt, der Phase der Erarbeitung, wird der neue Stoff in Form eines Vortrags, eines Lehrgesprächs, Diskussionen, Gruppenarbeit oder spielerischer Elemente präsentiert. Hier wird das individuelle Potenzial der Teilnehmer mit einbezogen und das kreative Lernen der Teilnehmer gefördert, damit von dem erarbeiteten Wissen mehr behalten wird.
    • Im vierten Schritt kommt das Element der Bewegung dazu. Langes Sitzen und körperliche Untätigkeit führen zu Müdigkeit und Verspannung und sollen durch den Energieaufbau abgebaut werden, z.B. Auflockerungsübungen, Bewegungsspiele, kinesiologische Übungen.
    • Im fünften Schritt, 1./2. Lernkonzert, werden die Unterrichtsinhalte in Geschichten eingebettet und von Musik begleitet. Diese Geschichten sollen alle Sinne ansprechen und weitere Assoziationsmöglichkeiten bieten. Lernkonzerte werden in passivem, entspanntem Zustand vorgetragen. Die Lernenden sollen Worte und Musik gleichermaßen genießen.
    • Im sechsten Schritt – Übung und Anwendung - werden die gelernten Inhalte in Übungen vertieft und selbst angewandt. Das kann auch durch Rollenspiele oder Lernspiele, wie Quiz oder Brettspiel, geschehen.
    • Im siebten Schritt, dem Rückblick bzw. der Integration, resümieren die Teilnehmer in entspanntem Zustand die gesamte Lernsequenz, um sie in den individuellen inneren Bezugsrahmen zu stellen. Die Integration erfolgt meist in Form einer Phantasiereise, die mit positiven Suggestionen verbunden wird, z.B. »Sie können ihr Wissen nutzen, wann immer sie es brauchen«, und die wichtigsten Lerninhalte noch einmal verdeutlicht.
    Die Weiterentwicklung der Suggestopädie zeigt in den letzten Jahren immer mehr, dass die Elemente des suggestopädischen Kreislaufs zunehmend flexibel und nicht mehr als geschlossenes Konzept eingesetzt werden. Neue Ansätze des selbstgesteuerten Lernens werden hier durch ganzheitliche suggestopädische Konzepte gestützt.
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  • Superlearning
    Superlearning ist eine Methode, die überwiegend im Bereich des Fremdsprachenlernens eingesetzt wird. Hinter dieser Lehr-Lernform Lehr-Lern-Form steht der Ansatz der Suggestopädie.
    Unter dem Schlagwort »Lernen wie im Schlaf« wurde Superlearning bekannt. Das Versprechen, Sprachen schnell und effektiv zu lernen, konnte nicht bestätigt werden und der Erfolg dieser Sprachlernsysteme ging schnell zurück. Übrig bleibt die Weiterentwicklung im Rahmen der Suggestopädie.
    Linkempfehlung :

 

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© Prof. Dr. Franz Josef Röll, Dr. Robert Löw, Hochschule Darmstadt   |   Stand 26.03.2018
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