
Wissenschaft- Denker
In dieser Rubrik werden Kontexte zu fachwissenschaftlichen Diskursen hergestellt. Hinweise sollen gegeben
werden auf Forschungstraditionen, deren Ergebnisse nachvollziehbar machen, warum dieser Lernpräferenztyp
durch intuitiv-kreative Anregungen Impulse zum Lernen bekommt.
Die Kernthese des Konstruktivismus
besagt, dass Lernende beim Lernprozess
eine individuelle Aneignung zu leisten haben bzw. vollbringen müssen. Beim Lernen handelt es sich nach diesem
Verständnis um subjektive Prozesse. Lernen hängt somit in hohem Maße vom Lernenden selbst und dessen
Erfahrungen ab. Dies betrifft alle Lernenden, da der intuitiv-kreative Präferenztyp in seinem
Selbstverständnis das subjektive Lernen in den Vordergrund stellt, sind die Konzept des Konstruktivismus
förderlich, die Denkweise des Visionärs besser zu verstehen.
Der Konnektivismus
bezieht sich auf das Lernen im digitalen Zeitalter.
Unterschiedliche Aspekte von mehreren Lerntheorien, sozialen Strukturen und Technologie werden miteinander
verbunden, um ein theoretisches Konstrukt zu schaffen, das für das Lernen im digitalen Zeitalter geeignet
ist. Wenn es auch bei dieser Lerntheorie um Vernetzung geht, impliziert dieses Konzept ebenfalls, dass die
Lernwege und –möglichkeiten vielfältig sein können und daher steht es dem subjektorientierten
Konstruktivismus näher als den objektorientierten Lernmodellen (Behaviorismus).
Neurowissenschaft
Die moderne Neurowissenschaft versteht sich als interdisziplinäre Wissenschaft. Sie beschäftigt sich mit dem
Aufbau und der Funktionsweise des biologischen Nervensystems und vor allem auch dem Aufbau und den
Leistungen des Gehirns von Menschen und von Primaten.
Sie setzt sich auch mit den physiologischen Grundlagen des Denkens auseinander. Dazu gehört die Erforschung
der Speicherung von Wissen im sensorischen Gedächtnis.
Es gibt einige Versuche, die Erkenntnisse der Neurowissenschaften auf das
Lernen zu beziehen. Diese Versuche werden Neurodidaktik genannt.
In der Alltagssprache werden die Forschungsrichtungen der Neurowissenschaften meist unter der Bezeichnung
Hirn- oder Gehirnforschung zusammengefasst.

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GedächtnisGedächtnis ist die Fähigkeit eines Organismus, Informationen aufzunehmen (einzuprägen, zu lernen), diese für eine gewisse Zeit zu speichern (zu behalten, zu erinnern) und jeweils nach Bedarf wiederzugeben (zu reproduzieren).
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Es gibt ganz unterschiedliche Gedächtnisformen, u.a. lassen sich folgende Differenzierungen feststellen:
- individuelles Gedächtnis,
- soziales Gedächtnis,
- kollektives Gedächtnis und
- kulturelles Gedächtnis)
Fünf Gedächtnissysteme lassen sich differenzieren:- Aus dem prozuderalen Gedächtnis rufen wir unbewusst motorische Fertigkeiten wie das Radfahren ab
- Das Priming –System wiederum springt an, wenn wir Reize wiederholt wahrnehmen
- Das perzeptionelle Gedächtnis ordnet Objekte nach Bekanntheit
- Das Wissenssystem verwahrt Fakten und kann diese miteinander verknüpfen
- Das sogenannte »persönlich-episodische-autobiographische Gedächtnis« ist vor allem in der rechte Hirnhälfte, dem daumendicken Hippocampus oder dem Mandelkern, der Amygdala verankert. Auch Emotionen haben hier ihren Platz.
Für das Lernen spielt das Gedächtnis eine zentrale Rolle.Linkempfehlungen :- Informationen über die Aufgaben und Funktionen des Gedächtnisses erhalten Sie auf folgenden Internetseiten:
www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/GEDAECHTNIS/Gedaechtnisfunktion.shtml - Informationen über das Behalten und Erinnern erhalten Sie auf folgenden Internetseiten:
ods3.schule.de/aseminar/lernen/grundlagen/behalten.htm - Informationen über das Lernen und Vergessen erhalten Sie auf folgenden Internetseiten:
arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/Vergessen-Lernen.shtml - Informationen über die Gedächtnisspanne erhalten Sie auf folgenden Internetseiten:
www.kommdesign.de/texte/gedaechtnisspanne.htm

- NeurodidaktikNeurodidaktik ist gehirngerechtes Lehren und Lernen (Herrmann 2009). Die Erkenntnisse der Neurowissenschaften werden auf das Lernen bezogen. Es gibt verschiedene praxisorientierte Ansätze, die unter diesem Begriff zusammengefasst werden. Jeweils nehmen die Ansätze für sich in Anspruch, didaktische bzw. pädagogische Konzepte unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der Neurowissenschaften und der aktuellen Hirnforschung zu entwickeln.
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Die Neurodidaktik beabsichtigt mit Hilfe modernster Technik das Erfahrungswissen von Pädagogen, anhand der Vorgänge im Gehirn zu bestätigen und erklären (vgl. Speck 2009, S. 7; Herrmann 2009, S. 11). Intendiert ist die Erforschung der natürlichen Grundlagen des Lernens. Es handelt sich um einen neuen Erkenntniszugang, der durch moderne Untersuchungs- und Analysemöglichkeiten beispielsweise Einblicke in Stoffwechselprozesse und die Wirkungen von Botenstoffen im Gehirn, ermöglicht (vgl. Herrmann 2009, S. 11-12). Spezifische Areale und Schaltungen können sichtbar gemacht werden, so dass die Beobachtung kausaler Zusammenhänge im Gehirn nun möglich ist (vgl. Speck 2009, S. 12).Das Interesse pädagogischer Reflexionen aus Neurodidaktischer Sicht richtet sich auf die Natur (Biologie) als »möglicherweise stabilisierende, verlässlichere, zugleich aber auch technologisch beherrschbare Größe« (Speck 2009, S. 10). Ulrich Herrmann schätzt, dass bisher gewonnene Erkenntnisse zu Entdeckungen und Einsichten führten, die »unser Verständnis vom Funktionieren des Gehirns grundlegend verändert haben« (Herrmann 2009, S. 11-12).Wichtige Erkenntnisse der Neurodidaktik werden anhand einiger Prinzipien des »Brain-Based Learning and Teaching« deutlich:
- Das Gehirn ist ein lebendes System
- Das Gehirn / der Geist ist auf Sozialverhalten hin ausgerichtet
- Die Suche nach Sinn geschieht durch die Bildung von (neuronalen) Mustern
- Emotionen spielen bei der Musterbildung eine entscheidende Rolle
- Jedes Gehirn nimmt das Ganze und die Einzelteile parallel wahr und erschafft gleichzeitig beides neu
- Zum Lernen gehört die gerichtete Aufmerksamkeit sowie die periphere (Arnold 2002, S. 109-117)
Aus den insgesamt zwölf Prinzipien schlussfolgert Margret Arnold zusammenfassend, dass auf Grund der unterschiedlichen Reaktion des Gehirns auf sinnlose und sinnvolle Informationen, Pädagogen der Unterschied zwischen Auswendiglernen (memorization) und sinnvollem Lernen (meaningful learning) bewusst sein sollte.Hierbei kann man auch von gefühltem Sinn oder gefühlter Bedeutung sprechen (felt sense / meaning) (vgl. Arnold 2002, S. 119). Hiermit ist das Gefühl gemeint, dass uns etwas betrifft, dass etwas wertvoll ist.Das Spannungsfeld zwischen Hirnforschung und Erziehung ist auf den Praxisbezug gerichtet. An eben dieser Anknüpfung zur Praxis wird jedoch teilweise Kritik geübt, denn die Hirnforschung liefert Erklärungen für Wissen, das sich reflektierende Pädagogen über Erfahrungen bereits aneignen und die wissenschaftliche Disziplinen, beispielsweise die Psychologie mit anderen Herangehensweisen erschließen (vgl. Herrmann 2009, S. 10, Arnold 2002, S. 109).Pädagogisch zentrale Begriffe, wie »Selbst« und »freier Wille« werden, so eine weitere Kritik, auf physikalische Prozesse reduziert und damit in Frage gestellt (Speck 2009, S. 7).Zur weiteren Vertiefung sind die folgenden Links hilfreich:- Seit seiner Gründung im April 2004 konzentriert sich das ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm auf Gehirn- und Bildungsforschung, was es ihm ermöglicht, bildungsrelevante Erkenntnisse der Neurowissenschaften von der Theorie in die Praxis zu übertragen. ZNL Ulm
- Hubert Beck hat einen Artikel zum Thema »Neurodidaktik - Wie lernen wir?« veröffentlicht. Dieser erschien in Erziehungswissenschaft und Beruf, Heft 3/2003.
- Gerhard Maier beschäftigt sich in seinem Text »Die Neurowissenschaft auf der Seite der Erneuerer« ebenfalls mit diesem Thema.
- Christian Eurich vom Institut für Theoretische Neurophysik, Zentrum für Kognitionswissenschaften, Universität Bremen hat sich in einem Vortrag mit dem Zusammenhang von Kognition und Lernen aus neurowissenschaftlicher Sicht auseinander gesetzt.
- In Die Zeit (48/2002) ist ein lesenswerter Artikel zum Thema erschienen:
»Auf der Suche nach dem Kapiertrieb«, von Ulrich Schnabel - Die Zeit (Nr.40) veröffentlichte einen weiteren Artikel, der am 25.09.2003 erschien:
»Im Land der märchenhaften Zahlen: Die Neurodidaktik wird die Pädagogik nicht umwälzen – dennoch kann sie vieles leisten«, von Gerhard Friedrich - Thomas Bürger schrieb 2007 über »Neurodidaktische Reflexionen: Neurobiologische Ergebnisse grundschuldidaktisch gewendet«.
- Schließlich stellt Dipl.Päd. Monika Armand eine umfangreiche Internetseite mit Informationen über Neuropädagogik und Neurodidaktik zur Verfügung.
Literaturverzeichnis:- Arnold, Margret (2002): Aspekte einer modernen Neurodidaktik. Emotionen und Kognitionen im Lernprozess. München: Vögel.
- Herrmann, Ulrich (Hg.) (2009): Neurodidaktik. Grundlagen und Vorschläge für gehirngerechtes Lehren und Lernen. 2. Aufl. Weinheim: Beltz.
- Speck, Otto (2009): Hirnforschung und Erziehung. Eine pädagogische Auseinandersetzung mit neurobiologischen Erkenntnissen. 2. Aufl. München: E. Reinhardt.
Kognitionspsychologie
Lernen ist vor allem ein Forschungsgegenstand der Kognitionspsychologie. Die Kognitionspsychologie
beschäftigt sich mit der Entwicklung, der Simulation und der experimentalpsychologischen Prüfung von Theorien
über kognitive Funktionen.
Bei der kognitiven Psychologie wird davon ausgegangen, dass kognitive Prozesse (kognitive Strukturen) einen
erheblichen Einfluss auf das Verhalten und damit auch das Lernen ausüben. Wenn das Lernverständnis auf
Erkenntnissen der kognitiven Psychologie beruht, wird auch von Kognitivismus
gesprochen.
Teilbereiche der kognitiven Psychologie, die sich z.B. mit Aufmerksamkeit und
Motivation
für das Lernen beschäftigen, sind besonders bedeutungsvoll.
Zum Verständnis kognitiver Wahrnehmungsprozesse ist das Wissen über die unterschiedlichen Möglichkeiten der
Weltaneignung mittels Top-Down und Bottom-Up hilfreich, wobei der Denker
zu einem Top-Down-Ansatz (vom Allgemeinen zum Speziellen – Deduktion) neigt.
Einen allgemeinen Überblick zum Forschungszusammenhang über die biologischen und psychologischen Grundlagen
des Lernens finden sich im Internet unter:
