
Wissenschaft – Verwalter
In dieser Rubrik werden Kontexte zu fachwissenschaftlichen Diskursen hergestellt. Hinweise sollen gegeben
werden auf Forschungstraditionen, deren Ergebnisse nachvollziehbar machen, warum dieser Lernpräferenztyp
durch strukturell-organisatorische Anregungen Impulse zum Lernen bekommt.
Wissensmanagement (englisch knowledge management) ist ein zusammenfassender
Begriff für alle strategischen bzw. operativen Tätigkeiten im Umgang mit Wissen. Dazu gehört der bewusste
Umgang mit der Ressource Wissen und der zielgerichtete Einsatz von Wissen im Unternehmen.
Die Informationstheorie befasst sich mit den Gesetzmäßigkeiten der
Übertragung und Verarbeitung von Information. Im digitalen Zeitalter geht es vor allem auch um die
Sicherstellung einer verlustfreien Datenübertragung über elektronische bzw. optische Kanäle.
Da der Lernende eine klare Struktur bevorzugt, dienen als Kontext-Wissenschaften vor allem die Wissenschaften,
die Wissen, Fakten und Informationen strukturieren. Daher bieten sich auch die
BID-Wissenschaften an (Bibliotheks-, Informations- und
Dokumentationswissenschaften) und das Wissensmanagement an.
Wissensmanagement
Für die Industrie und die Wirtschaft stehen Wissen im Kontext zur Organisation und Umsetzung von Arbeit.
Die Wissensmanagement-Diskussion hat zu einer neuen Sicht auf Management-, Arbeits- und Organisationsprozesse
geführt. Beabsichtigt ist der zielgerichtete Einsatz von Wissen in Organisationen und damit der bewusste und
systematische Umgang mit der Ressource Wissen.
Unterschieden wird in der Fachdiskussion zwischen Daten, Information und Wissen. Daten sind bedeutungslos, sie
besitzen noch keinen Verwendungshinweis und bestehen aus einer durch Konventionen festgelegten Folge von
Zeichen (Buchstaben und Zahlen). Wenn sie einer Zielerreichung dienen oder in einen Problemzusammenhang
gestellt und damit kontextualisiert werden, werden sie zu Informationen. Die Informationen wiederum gelten
als Rohstoff für die Generierung von Wissen. Bewertete Information wird zu Wissen, wenn sie in einen
persönlichen Erfahrungskontext eingebunden ist. Wissen dient der Situationsbewältigung und ist sinnstiftend.
Beim Wissensmanagement-Konzept besteht Wissen aus gespeicherten Informationen und vor allem aus gewonnenen
Erfahrungen. Auf allen organisatorischen Ebenen soll die Lenkungsfähigkeit im Hinblick auf Daten- und
Informationserzeugung verbessert werden, da mutmaßlich in den meisten Unternehmen weniger als 50 % des
vorhandenen Wissens genutzt wird. Die Organisation hat die Aufgabe, eine lernfreudige Umgebung und Kultur zu
ermöglichen. Eine weitere Voraussetzung ist die Einrichtung und Gestaltung von Informations- und
Kommunikationsinfrastrukturen.
Wissensmanagement wird auf unterschiedlichen Ebenen eingesetzt, so z.B. zur Verbesserung von
Unternehmensstrategien, beim Management des intellektuellen Kapitals, dem kundenorientierten Management, bei
der Wissenskommunikation, dem Best-Practice-Sharing oder bei der gezielten Wissenserzeugung. Aufgabe des
Wissensmanagements ist, das Wissen von Individuen, Teams und Organisationen effizienter zu machen und damit
zu optimieren. Die Organisation selbst wird als lernend interpretiert. Die Lebensfähigkeit und die
Kernkompetenzen der Unternehmen sollen durch interdisziplinäres Wissen verbessert werden.
Die wirtschaftlichen Hintergründe dieser Diskussion liegen in folgenden Motiven:
- Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit optimieren,
- Marktstellung behaupten oder ausbauen,
- Zugang zu internen und externen Wissensquellen öffnen,
- Innovationsfähigkeit steigern,
- Kosten senken,
- Kommunikations- und Teamfähigkeit der Mitarbeiter fördern,
- Effizienz durch direkten Datenzugriff erhöhen,
- Unternehmensprozesse beschleunigen,
- Produktqualität erhöhen,
- vorhandene Ressourcen besser nutzen,
- Kundennähe verbessern,
- Kunden in problemlösungsorientierte Netzwerke einbinden,
- interaktive Kommunikation auf unterschiedlichen Ebenen ermöglichen,
- Projektumgebungen simulieren.
Das Wissensmanagement dient als Leitbild für die Integration einer Wissens- und Leitkultur. Zielsetzung des
Wissensmanagements ist die Einführung einer lernenden Organisation.
Die Unternehmen sollen sich als intelligente bzw. lernende Organisation verstehen. Wissen soll als strategische
Komponente erkannt werden und zu einer neuen Kommunikations-, Kooperations- und Lernkultur führen. Dabei
werden die Instrumente der Wissensgenerierung, die
Wissensrepräsentation, sowie die
Wissenskommunikation
und die Wissensnutzung
eingesetzt.
Linkempfehlungen :
Literatur :
- Reinmann-Rothmeier, Gabi; Mandl, Heinz; Erlach, Christine; Neubauer, Andrea: Wissensmanagement lernen. Ein Leitfaden zur Gestaltung von Workshops und zum Selbstlernen. Weinheim, Basel 2001.

- WissensgenerierungDen »Rohstoff« Information zu handlungsrelevantem Wissen alleine oder mit anderen zu »verarbeiten« und auf diesem Wege Wissen zu konstruieren und folglich neues Wissen zu schaffen, wird Wissensgenerierung genannt. Wissensgenerierung erfasst somit alles, was zur Entwicklung neuen Wissens beiträgt.
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Beschaffen und Erzeugen sind die Tätigkeiten bei der Wissensgenerierung. Es geht nicht nur um neues Wissen durch Wissensexplizierung, die individuelle Wissensentwicklung und Forschung und Entwicklung. Ebenso ist vorstellbar, Wissen zu »importieren« bzw. Wissen extern zu erwerben. Externe Wissensbeschaffung durch Berater sowie die Implementierung personaler und technischer Wissensnetzwerke können ebenso eine wichtige Bedeutung einnehmen.Wesentlich sind die Förderung von Lernprozessen und der Aufbau von Wissensnetzwerken, damit der »Rohstoff« Information zu handlungsrelevantem Wissen transformiert werden kann, zumal Wissen, das für ein Unternehmen neu ist oft in anderen Unternehmen vorhanden ist.Die Wissensspirale gilt als eine Methode, um Wissen zu generieren.Linkempfehlungen :
- WissensspiraleWissen kann individuell oder auf organisatorischer Ebene weiter gegeben werden. Die Wissensspirale verdeutlicht den Prozess der Wissensbeschaffung in Unternehmen, sie stellt den Wissensübergang vom impliziten zum expliziten Wissen dar. Entwickelt wurde das Modell von Ikujiro Nonaka und Hirotaka Takeuchi.Das Konzept repräsentiert einen Übergang vom individuellen zum kollektiven Wissen.
-
Die Unterscheidung zwischen implizitem und explizitem Wissen geht auf Michael Polanyi zurück. Zum impliziten Wissen gehört das Erfahrungswissen (Körper), das analoge Wissen (Praxis) und das gleichzeitige Wissen (hier und jetzt). Zum expliziten Wissen gehören das kognitive Wissen (Verstand), das digitale Wissen (Theorie) und das sequentielle Wissen (da und damals).NONAKA/TAKEUCHI unterscheiden die folgenden vier Formen:
Implizites Wissen Explizites Wissen Implizites Wissen Sozialisierung Externalisierung Explizites Wissen Internalisierung Kombination -
- Sozialisierung:
Die Erfahrung ist Ausgangspunkt des impliziten Wissens. Es kann unmittelbar und ohne Sprache erworben werden. Durch Erfahrungsaustausch kann das implizite in explizites Wissen umgewandelt werden. - Externalisierung:
Mit Hilfe der bildlichen Sprache (Metaphern, Hypothesen, Konzept), die mit dem bereits bekannten Wissen abgeglichen wird, kann neues Wissen entstehen. - Kombination:
Um neues explizites Wissen zu schaffen sollte Wissen aus verschiedenen Bereichen innerhalb und außerhalb eines Unternehmens gesammelt und anschließend kombiniert, editiert oder verarbeitet werden. Eine komplexe und systemische Form von Wissen kann durch diesen Prozess erzeugt werden. - Internalisierung:
Explizites Wissen kann auch in implizites Wissen umgewandelt werden. Wenn explizites Wissen ständig angewandt und somit zur Gewohnheit wird, entsteht wieder implizites Wissen, jedoch in einer verbesserten Form.
- Sozialisierung:
-
Da diese Prozesse mit- und untereinander interagieren und sich formen, nennen die Autoren ihn eine (Wissens-)Spirale.Linkempfehlung :
