
Konzepte für Lehrende
Der emotional-kommunikative Präferenztyp erwartet von den Lehrenden vor allem Interaktivität, die Möglichkeit
mit Anderen (Peers, Lehrenden) über den Lernstoff zu kommunizieren bzw. sich auszutauschen. Lernen im Dialog, eine
konfliktfreie Lernumgebung und die Berücksichtigung der Individualität des Lernenden ist sehr wichtig für diesen
Lernpräferenztyp.
Da der Lernende eine entspannte Lernumgebung erwartet, sind vor allem Kenntnisse über emotionale Intelligenz
von Bedeutung. Wesentlich für diesen Präferenztyp sind inter- und
intrapersonale sowie kommunikative Kompetenz.
Da dieser Präferenztyp Sinnbezüge zu dem jeweiligen Lernstoff herstellt, ist für ihn die Erweiterung der
Erkenntnisgewinne außerhalb kognitiv-rationaler Erklärungsmuster nicht ungewöhnlich. Daher sind auch Kenntnisse
der spirituellen Intelligenz für den Lehrenden von Vorteil, wenn er
nachvollziehen will welche Potentiale die Lernenden mit diesem Präferenztyp haben.
Emotionale Intelligenz
In der Regel sind die Menschen in der Lage, die Bedeutung der emotionalen Intelligenz intuitiv zu verstehen.
Emotionale Intelligenz ist ein Sammelbegriff, der für ein Ensemble von Fähigkeiten steht, die mit der Kenntnis und
Beherrschung eigener und fremder Gefühle zusammenhängen. Sie bezieht sich z.B. darauf, zwischen eigenen Gefühlen
und Emotionen und denen von anderen Personen unterscheiden sowie diese Affekte einschätzen, kontrollieren und für
das eigene Denken und Hanedeln nutzen zu können.
SALOVEY (1997) definiert »Emotionale Intelligen« dementsprechend als »die Fähigkeit, Emotionen korrekt
wahrzunehmen, zu bewerten und auszudrücken.« Dazu gehört seines Erachtens auch die Befähigung, Zugang zu seinen
Gefühlen zu haben, sowie Emotionen anderer zu verstehen. Darüber hinaus ist zu dieser Intelligenzform emotionales
Wissen zu zählen, d.h. die Fähigkeit, Emotionen zu regulieren, um emotionales und intellektuelles Wachstum zu
fördern. Salovey differenziert dabei fünf verschiedenen Ebenen:
- Selbstwahrnehmung (eigene Emotionen erkennen)
- Mit Emotionen umgehen können (emotionale Verarbeitung)
- Emotionen in die Tat umsetzen (zielorientierte Kanalisierung)
- Empathie empfinden (Einfühlungsvermögen in andere)
- Umgang mit Beziehungen (Fähigkeit, mit den Emotionen anderer umzugehen)
In Deutschland hat GOLEMAN (1997) diese Intelligenzart bekannt gemacht. Goleman unterscheidet hinsichtlich der
emotionalen Intelligenz ebenfalls in fünf Teilkonstrukte:
- Selbstbewusstsein (eigene Stärken und Schwächen kennen und ausdrücken können)
- Selbstmotivation (die Fähigkeit, sich trotz Unlust für eine Arbeit zu begeistern)
- Selbstmanagement (planvolles Handeln in Bezug auf Zeit und Ressourcen)
- Engagement in Gruppen (Teamfähigkeit, erweitert um Führungsqualitäten)
- Empathie (Einfühlungsvermögen in Motive/Handlungen unsympathisches Verhalten)
Hinsichtlich des Umgangs mit den eigenen Emotionen charakterisiert GOLEMAN drei Typen:
- den achtsamen Charakter: Dieser versteht Emotionen sowohl zu identifizieren als auch zu nutzen, was einer in hohem Maße vorhandenen Achtsamkeit zu verdanken ist. Er verfügt über die Befähigung zur Selbstreflexion und Selbsterkenntnis und ist somit ein guter »Emotionsmanager«.
- den überwältigten Typ: Dieser nimmt kaum Einfluss auf seine Emotionen, da er sie bewusst nicht wahrnimmt. Er ist »Sklave seiner Stimmungen«.
- den Hinnehmenden: Dieser ist sich zwar seiner Emotionen bewusst, nimmt sie aber mit einer »laissez-faire- Haltung« hin.
Diese Unterscheidung zeigt, dass es der achtsame Charakter ist, der über emotionale Intelligenz verfügt. Es
gibt verschiedene Definitionen von Achtsamkeit:
Jon Kabat-Zinn bezeichnet beispielsweise »das Bemerken eigener emotionaler Zustände ohne Bewertungen oder Urteile«
als Achtsamkeit. Ellen Lager bezieht den Begriff auf »das reflektierte Bewusstsein von Situationen, das uns
abverlangt, Ereignisse aktiv zu beobachten und in Frage zu stellen.« Achtsamkeit ist nach Mark Epstein als die
»psychologische Introspektion oder Selbstwahrnehmung« zu verstehen, die bei Psychoanalytikern als das »beobachtende
Ich« bekannt sind. John Mayer versteht unter Achtsamkeit ein Heraustreten aus dem Erleben, nicht nur zornig zu
sein, sondern zu wissen, dass es Zorn ist, den man empfindet. Für Mayer ist es demnach wichtig, sich sowohl der
Stimmung als auch grundlegenden emotionalen Kompetenz bewusst zu sein.
In seinem Buch »EQ Quadrat. Der Erfolgsquotient« präsentiert GOLEMAN (1999) Belege dafür, dass es sich bei der
emotionalen Intelligenz um eine Metafähigkeit handelt – seiner Meinung nach dem Erfolgsfaktor schlechthin. Je
höher der Job in der Hierarchie steht, desto wichtiger werden Entscheidungen, die aus dem Bauch heraus getroffen
werden müssen. Die Befähigung zum Einfühlungsvermögen, der Fremdwahrnehmung, der Anpassungsfähigkeit, der
Konfliktstärke, der Lernbereitschaft und des Kooperationswillens scheinen dementsprechend erheblichen Einfluss
auf Erfolg zu haben.
Linkempfehlung :
Literatur :
- Goleman, Daniel (1997): EQ. Emotionale Intelligenz. München
- Goleman, Daniel (1997): EQ Quadrat. Der Erfolgsquotient. München, Wien.

Interpersonale Intelligenz
Diese Intelligenzart bezieht sich auf die Interaktion mit den Mitmenschen. Interpersonale Intelligenz bedeutet,
kommunikative Kompetenzen zu haben, das Gefühlsleben anderer Menschen nachempfinden und entsprechend darauf
reagieren zu können.
Die Interpersonale Intelligenz ist demnach darauf ausgerichtet, Absichten, Motive und Wünsche anderer verstehen zu
können und kooperativ darauf zu reagieren. Sie umfasst des Weiteren die Fähigkeit, zwischen Stimmungen,
Temperamenten, Motiven und Absichten unterscheiden zu können und damit Differenzierungen zwischen anderen
Individuen wahrzunehmen oder zu treffen. In ihrer ausgeprägtesten Form erlaubt diese Intelligenzart, verborgene
Absichten und Wünsche anderer Personen zu erkennen und handlungsorientierte Strategien zu entwickeln.
Herausforderungen an die interpersonale Intelligenz stellen sich mit folgenden Aufgaben:
- einfühlsamer und wahrnehmungsfähiger werden für die Signale von anderen,
- differenziertes Eingehen auf Emotionen,
- bessere Einschätzung der eigene Wirkung auf andere Menschen,
- Ergründen von Widerständen und kompetenter Umgang mit ihnen,
- Zugang finden zu Verhaltensweisen und zum Erleben und von anderen,
- persönliche Konfliktgefährdungen früher erkennen,
- destruktive Wechselwirkungen nachvollziehen und entschärfen können,
- mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften bewusster interagieren können.
Therapeuten, Inhaber sozialer Berufe, Mitarbeiter von Beratungsstellen, Ärzte, Politiker, Lehrer, Verkäufer,
Schauspieler und auch religiöse Führer sind Vertreter dieser Intelligenz.

Intrapersonale Intelligenz
Intrapersonale Intelligenz bezieht sich auf die Wahrnehmung der eigenen Emotionen und des entsprechenden
Ausdruckverhaltens. Sich selbst zu verstehen, ein lebensgerechtes und realistisches Bild der eigenen Persönlichkeit
zu entwickeln und dieses Wissen im Alltag zu nutzen, gehört zu den Potenzialen dieser Intelligenzart.
Das heißt auch, ein authentisches Bild von sich selbst zu haben. Die intrapersonale Intelligenz charakterisiert
sich in der Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren, eigene Grenzen zu kennen und mit den eigenen Gefühlen geschickt
umzugehen. Diese Form der Intelligenz eröffnet Zugänge zum eigenen Selbst und zur Selbsterkenntnis. Die
intrapersonale Intelligenz repräsentiert demnach die Befähigung dazu, ein Gefühl der Lust von einem Gefühl des
Schmerzes zu unterscheiden und sich auf der Basis dieser Einschätzung auf eine bestimmte Situation einzulassen
oder sich ihr zu entziehen. Die intrapersonale Kenntnis erlaubt auf der höchsten Ebene, bei sich selbst komplexe
und höchst differenzierte Gefühle zu entdecken und zu symbolisieren.
Diese Intelligenzart ist bei Künstlern, Schauspielern und Schriftstellern oft zu beobachten und wird benötigt in
Berufe, wo eine hohe selbstanalytische Fähigkeiten verlangt wird, wie z.B. bei der Supervision und der Mediation.
