Denker Konstrukteur Verwalter Kommunikator Ästhet Zuhörer Kinästhet Visionär
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Lernpräferenztest Prof. Dr. Franz Josef Röll, Dr. Robert Löw


 
Konzepte Lehrende für Lernpräferenz Ästhet
   
Lernpräferenz Ästhet

Konzepte für Lehrende

 

Der visuell-ästhetische Präferenztyp erwartet von den Lehrenden eine Darstellung des Lernstoffs bei dem vor allem der Sehsinn beteiligt ist. Die Auffassungsgabe des Ästheten wird angeregt, wenn der Lernstoff ästhetisch aufbereitet ist oder ästhetische Methoden (Erfahrungen) bei der Erarbeitung des Lernstoffs Verwendung finden. In- und Output-Lernen fällt diesem Präferenztyp schwer, einfacher lernt er wenn assoziative Lernmethoden (siehe Methoden) eingesetzt werden.
Bedeutsam ist, sich mit den Potentialen des anschaulichen Denkens auseinander zu setzten, dazu gehört auch sich bewusst zu machen, dass es neben dem Begriffsdenken das Bild-Denken gibt. Die Auseinandersetzung mit der ästhetischen Erfahrung kann dazu beitragen, zu verstehen wie es gelingen kann neue Perspektiven, Ansichten oder Denkmodelle zu vermitteln, ohne dass die Lernenden innere Widerstände zu überwinden haben.
Kenntnisse von pädagogischen Konzepten, die propagieren mit allen Sinnen (Ganzheitliches Lernen) zu lernen, sind für den Lehrenden von Vorteil, wenn er nachvollziehen, wenn er nachvollziehen will über welche Ressourcen die Lernenden verfügen, die eine visuell-ästhetische Präferenz haben. Diese Konzepte sind maßgeblich beeinflusst von der Reformpädagogik. Daher ist es sinnvoll sich mit den Grundideen dieser Pädagogik zu beschäftigen.

Anschauliches Denken

Die besondere Leistung des gestaltpsychologischen Ansatzes liegt in der Herausarbeitung der Bedeutung des Anschaulichen (Visuellen) für die Denktätigkeit des Menschen. Es wird davon ausgegangen, dass die Wahrnehmung eines Reizes mit der Darbietung eines Reizes beginnt und die Leistung darin besteht, den Reiz in einen Wahrnehmungsinhalt zu transformieren. Die Forschungsrichtung der Gestaltpsychologie betont die aktive Leistung der Rezipienten. Nach Auffassung von Jacques Lacan entspricht Wahrnehmung einer Textbildung, sie beinhaltet Artikulation und Reziprozität von Blick und Angeblicktem.
Auch Rudolf Arnheim betrachtet die Wahrnehmung von Formen ebenfalls als einen aktiven Vorgang. Die Wahrnehmung erfasst bevorzugt hervorstechende Merkmale von Objekten bzw. hervorragende Strukturmerkmale (Arnheim 1980, S. 47). Der normale Gesichtssinn erkennt die Gestalt ganz unmittelbar. »Er begreift eine Gesamtstruktur« (ebd., S. 56). Dabei ist offensichtlich, dass die primären Erfahrungswerte Merkmale der Gesamtstruktur sind. Wahrnehmen besteht bei Arnheim (ebd., S. 49) im Bilden von Wahrnehmungsbegriffen. Das Sehen schafft »Muster aus allgemeinen Formen«, die auf eine unbestimmte Zahl ähnlicher Fälle anwendbar sind, daher erfüllt der Sehvorgang für ihn die Bedingungen der Begriffsbildung. »Die Wahrnehmung vollbringt auf der sinnlichen Ebene, was im Bereich des Denkens Verstehen genannt wird. Im Sehen nimmt jedermann auf bescheidene Art und Weise die zu Recht bewunderte Fähigkeit des Künstlers vorweg, Muster zu erzeugen, die mittels gestalteter Form eine gültige Interpretation von Erfahrung liefern. Sehen ist Einsehen« (ebd., S. 50).
Für Arnheim hat nicht nur das Denken, sondern auch die Gesichtswahrnehmung Erkenntnisfunktionen, da sie bereits wesentlicher Bestandteil der Wahrnehmung selbst ist, wie z.B.:
Aktives Erforschen Aussondern Erfassen des Wesentlichen
Vereinfachen Abstrahieren Analyse und Synthese
Ergänzen Korrigieren Vergleichen
Kombinieren Unterscheiden In Zusammenhang bringen
Aufgabe lösen Kategorisieren Umformen
Wählen Generalisieren  

 

Die Wahrnehmung erfasst bevorzugt hervorstechende Merkmale von Objekten bzw. hervorragende Strukturmerkmale. Der normale Gesichtssinn erkennt die Gestalt ganz unmittelbar, er begreift eine Gesamtstruktur. Dabei ist offensichtlich, dass die primären Erfahrungswerte Merkmale der Gesamtstruktur sind. Wahrnehmen besteht bei Rudolf Arnheim aus dem Bilden von Wahrnehmungsbegriffen. Das Sehen schaffe Muster aus allgemeinen Formen, die auf eine unbestimmte Zahl ähnlicher Fälle anwendbar sind. Aus diesen Gründen erfülle der Sehvorgang die Bedingungen der Begriffsbildung. »Die Wahrnehmung vollbringt auf der sinnlichen Ebene, was im Bereich des Denkens Verstehen genannt wird. Im Sehen nimmt jedermann auf bescheidene Art und Weise die zu Recht bewunderte Fähigkeit des Künstlers vorweg, Muster zu erzeugen, die mittels gestalteter Form eine gültige Interpretation von Erfahrung liefern. Sehen ist Einsehen« (ebd.).
Unter Erkennen versteht Arnheim alle Tätigkeiten, die beim Empfangen, Bewahren und Verarbeiten von Tatsachenmaterial im Spiel sind, also die Sinneswahrnehmungen, das Gedächtnis, das Denken und das Lernen. Auch beim künstlerischen Schaffen sind Wahrnehmung und Denken untrennbar vereint. Er postuliert die Einheit von Wahrnehmung und Denken. Alles schöpferische Denken in der Philosophie und in der Wissenschaft erfolgt für ihn in Formen von anschaulichen Bildvorstellungen. Für ihn gibt es keine Denkprozesse, die nicht wenigstens im Prinzip in der Wahrnehmung anzutreffen sind. Anschauen ist für ihn daher anschauliches Denken.
Literatur :
  • Arnheim, Rudolf (1969): Anschauliches Denken. Zur Einheit von Bild und Begriff. 4. Aufl., Köln 1980.
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Bild-Denken

In unserer Kultur wird das »Bild« nicht mit »Denken« in Verbindung gebracht. Das Denken wird in der Regel der Kognition zugeordnet. Im Verlaufe unserer Kulturgeschichte haben sich neben den Gestaltpsychologen vor allem Philosophen mit dem Spannungsverhältnis auseinandergesetzt. Bedeutsame Aussagen, die William John Thomas Mitchell zusammen getragen hat, werden hier skizziert.
Das Wort Idee kommt vom griech.: idein = sehen – eidolon = sichtbares Bild. Für die antike Optik und Wahrnehmungstheorie hatte das sichtbare Bild eine fundamentale Bedeutung (Mitchell 2008, S. 15). Die platonische Tradition verbindet allerdings mit dem Begriff der Idee keine (sichtbare, natürlich wahrnehmbare) Bildlichkeit – eidos (übersinnliche Wirklichkeit). Bei Platon ist das eidolon ein Abbild (eikon) oder ein Anschein (phantasma).
Während für die Princeton Encyclopedia of Poetry and Poetics (Princeton 1974) ein Bild die geistige Reproduktion einer durch eine physische Wahrnehmung hervorgerufenen Empfindung ist, bedeutet die geistige Bildlichkeit bei Aristoteles (De anima) ein wesentliches Charakteristikum der Theorie des Geistes (ebd., S. 27).
»Nun müssen wir über die gesamte Sinneswahrnehmung im Allgemeinen sagen, daß [sic]die Sinneswahrnehmung ein Aufnehmen der wahrnehmbaren Formen ist ohne die Materie, so wie das Wachs das Zeichen des Siegelrings aufnimmt, ohne das Eisen und das Gold« (424a 16ff – Übersetzung von O. Gigon). »Die Vorstellungskraft ist für Aristoteles die Kraft, die aufgenommenen Eindrücke auch ohne die Gegenwart des die Sinne stimulierenden Gegenstandes zu reproduzieren und sie wird mit dem Namen phantasia bezeichnet (von dem das Wort pháos, Licht abgeleitet), »weil man ohne Licht nicht sehen kann« und das Sehen das vornehmstes Sinnesorgan und Modell aller anderen ist (429a 2ff.). »Der denkenden Seele«, bemerkt Aristoteles, »sind die Vorstellungsbilder wie Wahrnehmungseindrücke gegeben […] Darum denkt die Seele niemals ohne ein Vorstellungsbild« (431a 14ff.).
»Das Bewußtsein [sic] selbst wird als Bilder produzierende, reproduzierende und repräsentative Tätigkeit begriffen, die durch solche Mechanismen wie Linsen, aufnahmefähige Oberflächen und Werkzeuge bestimmt wird, die dazu geeignet sind, diese Oberflächen zu bedrucken, etwas in sie einzuprägen oder sonst wie Spuren auf ihnen zu hinterlassen.« (ebd., S. 30)
Es wird nicht behauptet, dass der Geist eine leere Schiefertafel oder ein Spiegel ist, sondern der Geist die Möglichkeit hat, sich ein Bild von sich selbst zu machen (ebd., S. 33). Es gibt eine Wechselbeziehung zwischen dem aus materiellen Zeichen bestehenden Bild und der geistigen Tätigkeit. Gedanken sind geistige Bilder, die sich auf Gegenstände beziehen, weil sie ihnen ähnlich sind.
Ludwig Wittgenstein formulierte: »Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit« (Wittgenstein, zit. in: Mitchell, ebd., S. 37). Für ihn ist das Wort ein geistiges Bild. Das Wort ist ein Bild einer Idee. Eine Idee ist ein Bild eines Dinges – eine Repräsentationskette – Ideen sind Abbilder unserer Eindrücke. Die Kunst der Sprache bedeutet eine Wiederbelebung der ursprünglichen Sinneseindrücke.
Er unterscheidet zwischen der materiellen Abbildung oder dem graphischen Bild (niedrige Form der Bildlichkeit) und einem inneren, organischen, lebendigem Bild (höhere Bildlichkeit). In der Vergeistigung des Bildes sieht er einen logischen Höhepunkt, eine synchrone Struktur in einem metaphorischen Raum (ebd., S. 44). In der Moderne erkennt er das Problem, dass dem Bild nur noch als reine Form und Struktur Bedeutung zukommt.
»Die unserer Sprache anscheinend innewohnenden Bilder, ob sie vor dem geistigen Auge entstehen oder auf dem Papier entworfen werden, sind künstliche, konventionelle Zeichen, genauso wie Sätze, mit denen sie verknüpft sind« (S. 45).
Zusammenfassend sieht Wittgenstein im Denken sowohl die Tätigkeit des Operierens mit sprachlichen als auch mit bildlichen Zeichen (ebd., S. 46).
Literatur :
  • Mitchell, William John Thomas (2008): Bildtheorie. Suhrkamp, Frankfurt
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Ästhetische Erfahrung

Ästhetische Erfahrungen bilden den Kern der ästhetischen Bildung. Sowohl bei der Wahrnehmung ästhetischer Objekte und Phänomene als auch durch eigene produktive Gestaltung lassen sich ästhetische Erfahrungen machen. Ästhetische Erfahrungen bedürfen keiner spezifischen Lernumgebung, sie können in der Lebenswelt gemacht werden.
Wichtige Strukturelemente der ästhetischen Erfahrung sind Überraschung und Genuss. Nicht der sinnliche Wahrnehmungsprozess an sich, sondern die Erfahrung der Diskontinuität und Differenz zu bisher Erlebtem löst die ästhetische Erfahrung aus. Das Unerwartete sowie überraschende Eindrücke führen mit dem ästhetischen Reiz zu Korrekturen bisheriger Annahmen von Wirklichkeit. Ästhetische Erfahrung verweist auf die Aktivierung einer Erfahrung, die Bezug nimmt auf Hypothesen, Fiktionen, Dinge und Ereignisse, die bereits früher realisiert wurden. Damit verbunden ist die Erschließung neuer Felder, neuer Formen der Erfahrung, die utopische Korrektur am Bestand bisheriger organisierter Welterfahrungen. Die Erfahrung möglicher Wirklichkeiten der Wahrnehmung wird ausgeweitet. Dem ästhetischen Lernprozess kommt somit die Funktion zu, bisherige Welt-Deutungen zu überprüfen, neue Aneignungen von Wirklichkeit zu entwerfen und probehaft auszuleben.
Kennzeichnend für die ästhetische Erfahrung ist die Vermischung von Kulturaneignung und Kulturproduktion. Vornehmlich aktualisieren sich ästhetische Erfahrungen in (be-)greifbaren Handlungskontexten (z.B. Fotorecherche, Filmprojekt, Multimedia, Podcast). Sie stehen im Kontext soziokultureller Aneignungsformen. Jugendliche machen andere ästhetische Erfahrungen als Erwachsene.
Ästhetische Erfahrung geht über die Nachahmung, die bloße Spiegelung hinaus, sie hat die Kraft des eigenmächtigen Hervorbringens, der Vergegenwärtigung. Bei der Vergangenheitserkenntnis und bei der Veränderung der Welt kommt der über Visualisierungen vermittelten, ästhetischen Erfahrung ein Vorrang zu. Die Produktion von ästhetischer Realität ermöglicht es, die eigentliche Realität klarer und präsenter zu erfassen. Die Einbildungskraft steht nicht mit dem nach Regeln verfahrenden Verstand (kognitives Denken), sondern mit der Bewältigung des Lebens (im Bilde sein) in Verbindung.
Ästhetische Ausdrucksformen sind Momentaufnahmen, sie fixieren nicht, sie geben eher Anstöße. Nach jedem gelungenen ästhetischen Entwurf entsteht das Bedürfnis nach Erweiterung. »Im Reich der Einbildungskraft gilt, daß [sic] das Sein, sobald ein Ausdruck vorgebracht ist, Bedürfnis nach einem anderen Ausdruck hat, daß [sic] das Sein alsbald zum Sein eines anderen Ausdrucks werden muß [sic]« (Bachelard 1957, S. 245). Ästhetische Erfahrung lässt sich als übergreifendes Koordinationssystem bezeichnen, worin alles eingeordnet wird, worauf alles bezogen wird. Es handelt sich um ein Instrument, mit dessen Hilfe die innere und äußere Lebenswelt gedeutet, Erfahrungen organisiert, erklärt, überprüft, verarbeitet, gegliedert und geformt werden (vgl. Hübner 1989, S. 41ff.).
Literatur :
  • Bachelard, Gaston (1957/1960): Poetik des Raumes. München.
  • Dewey, John (1934): Kunst als Erfahrung Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1980.
  • Hübner, Kurt (1989): Aufstieg vom Mythos zum Logos? Eine wissenschaftstheoretische Frage. In: Kemper, Peter (Hg.): Macht des Mythos - Ohnmacht der Vernunft. Frankfurt am Main: Fischer, S. 33-52.
  • Röll, Franz Josef (1998): Mythen und Symbole in populären Medien. Der wahrnehmungsorientierte Ansatz in der Medienpädagogik. Frankfurt.
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Ganzheitliches Lernen

Unter dem Begriff des Ganzheitlichen Lernens versteht man ein Lernen mit den Sinnen Sehen, Hören und Fühlen. Wesentlich beeinflusst wurde die Vorstellung von der Notwendigkeit des ganzheitlichen Lernens von Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) der bei der Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten anstrebte, bei den Lernenden bereits angelegte Kräfte zu entfalten. Zur Förderung der natürlichen kindlichen Entwicklung forderte er das Eingehen auf Kopf, Herz und Hand.
Johann Amos Comenius (1592-1670) wies darauf hin, dass Wissen auf Sinneswahrnehmung basiert. Der Philosoph John Locke (1632-1704), der allerdings noch von einer Zweiteilung des Menschen in sinnliche und geistige Kräfte ausging, postulierte: »Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war«.
Beim Lernen nutzen Menschen die unterschiedlichen Modi der Sinne. Im idealen Falle sind alle Sinne beim Lernen beteiligt. Es scheint aber, dass einzelne Sinne bei der Mehrzahl eine unterschiedliche Relevanz haben. So gibt es Lernende, die stärker auf die visuelle, auf die kognitive, auf die auditive oder haptische Wahrnehmung ausgerichtet sind. Viele bevorzugen einen speziellen Sinneskanal, um Informationen aufzunehmen. Es gibt aber auch Lernende, die gleichzeitig mehrere Sinne zum Lernen nutzen.
Insbesondere in der frühkindlichen Pädagogik gibt es viele Konzepte, die auf dem Prinzip basieren, Kinder zu befähigen mit allen Sinnen zu lernen. Beispielhaft erläutert werden hier die Montessori-Pädagogik, die Kükelhaus-Pädagogik, die Reggio-Pädagogik und die Freinet-Pädagogik.
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  • Montessori-Pädagogik
    Die Montessori-Pädagogik wurde bereits 1907 von Maria Montessori begründet. Es handelt sich um ein reformpädagogisches Bildungsangebot, das konsequent die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt und sich unmittelbar am Kind orientiert.
  • Die Montessori-Pädagogen verstehen sich als Helfer zur Entwicklung selbständiger Persönlichkeiten. Die Freiarbeit lässt sich als das Kernstück der Montessori-Pädagogik bezeichnen. Die Lernenden wählen nach eigener Entscheidung, womit sie sich beschäftigen. Der Lernende bestimmt weitgehend den Arbeitsrhythmus und die Beschäftigungsdauer. Die freie Entscheidung soll dazu führen, dass die Motivation von innen kommt und nicht vom Erzieher.
    Prinzipien der Montessori-Pädagogik:
    das Kind als vollwertigen Menschen sehen,
    helfen, dass der Wille des Kindes sich entwickeln kann,
    dem Kind Raum für freie Entscheidungen geben,
    helfen, dass das Kind selbständig denken und handeln lernt,
    dem Kind Gelegenheit geben, dem eigenen Lernbedürfnis zu folgen,
    die sensiblen Lernphasen der Kinder beachten,
    den Kindern helfen, Schwierigkeiten zu überwinden und ihnen nicht auszuweichen.
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  • Kükelhaus-Pädagogik
    »Die Entwicklung des Menschen wird von derjenigen Umwelt optimal gefördert, die eine Mannigfaltigkeit wohldosierter Reize gewährleistet. Ungeachtet der Frage, ob diese Reizwelt von physischen oder sozialen Verhältnissen und Faktoren aufgebaut ist - die Vielgestaltigkeit der Umwelt ist Lebensbedingung« (Hugo Kükelhaus).
  • Hugo Kükelhaus (1900 - 1984) ging es in seiner Arbeit darum, die Tätigkeit der Sinne als Teil unseres menschlichen Daseins erfahrbar werden zu lassen. Gleichzeitig wollte er ihre Wirkung in der Beziehung sowohl zu uns selbst als auch zur menschlichen, natürlichen und dinglichen Umwelt bewusst machen.
    Mit dem von ihm entwickelten »Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne« wollte er Empfindungen und Erinnerungen auslösen, die intuitiv zu erfassen sind. Es ging ihm nicht allein um die Funktionsbedeutung der einzelnen Sinne und auch nicht um isolierte Sinnesübungen. Zentrale Bedeutung hatte bei ihm immer der Kontext, die Beziehungen der Sinneswahrnehmungen mit kosmischen bzw. natürlichen, physikalischen Gesetzmäßigkeiten.
    Heute können Besucher bei Erfahrungsfeldern etwa 40 Stationen vorfinden, die jeweils unterschiedliche physikalische Phänomene repräsentieren und entsprechend unterschiedliche Sinneserfahrungen ermöglichen. Bei den einzelnen Stationen sollen die Lernenden erleben, dass es eine Analogie gibt zwischen den physikalischen Erscheinungen (äußere Natur) und dem menschlichen Organismus (innere Natur).
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  • Reggio-Pädagogik
    Ihren Namen hat die Reggio-Pädagogik von der norditalienischen Stadt Reggio-Emilia. Wenn auch Loris Malaguzzi (1920-1994) einen besonderen Einfluss auf das Gesamtkonzept hat, handelt es sich bei der Konzeptionsentwicklung um eine kollektive Leistung.
  • Die Reggio-Pädagogik steht für eine Pädagogik des Werdens, das Ergebnis eines Wechselspiels zwischen Praxis und Theorie, das immer weiterentwickelt wird. Auf der Basis ihrer praktischen Erfahrungen sollen die Pädagogen selbst Theorien entwickeln.
    »Insieme« (gemeinsam) lautet das Schlüsselwort der Reggio-Pädagogik. Gemeinschaftliche Strukturen in der Gesellschaft sollen durch die kollektive Erziehungsarbeit aufgebaut bzw. gestärkt werden. Die Pädagogen verstehen sich als Begleiter und Dialogpartner der Lernenden. Der Lernprozess ist ein von Erwachsenen und Kindern gemeinsam gestalteter und verantworteter Interaktionsprozess. Das Kind wird als Konstrukteur seiner Entwicklung und seines Wissens betrachtet. Die Herstellung der Balance zwischen der zu fördernden Unverwechselbarkeit des Individuums und seiner sozialen Vernetzung wird als die Hauptaufgabe in der Erziehung gesehen.
    Lern- und Entwicklungskonzept der Reggio-Pädagogik
    Thesenartig lässt sich Tassilo Knauf zufolge das theoretische Lern- und Entwicklungs-Konzept der Reggio-Pädagogik folgendermaßen zusammenfassen:
    1. Lernen und Kompetenzentwicklung entspringen dem menschlichen Bedürfnis nach Verstehen der Lebenswirklichkeit und nach wirkungsvollem Handeln in realen Lebensbezügen.
    2. Lernen heißt aktive Auseinandersetzung mit der gegenständlichen und sozialen Umwelt.
    3. Lernen ist entdeckendes und forschendes Lernen, mit dem Beziehungen zwischen Objekten, Personen, Strukturen und Prozessen gedeutet werden.
    4. Sinnliche Informationen sind die Grundlagen von kognitiven Deutungen und Emotionen.
    5. Aufnehmen, Verarbeiten und Speichern von Informationen werden zunächst unmittelbar handelnd (»enaktiv«), dann auch über sinnliche, vor allem visuelle Medien (»ikonisch«) und schließlich sprachlich (»symbolisch«) geleistet. Die zentralen Elemente der Reggio-Pädagogik sind auf die Förderung dieser drei Repräsentationsebenen bezogen.
    6. Analog der konstruktivistischen Weltdeutung und Erkenntnistheorie konstruiert Lernen nie ein fertiges, sondern nur ein vorläufiges Wissen, das immer wieder neuer Deutungen bedarf. Neue Erfahrungen, aber auch der Austausch mit anderen, fordern Neusortierung und Neuinterpretationen unserer Wissensbestände heraus.
    7. Das Verhalten von Kindern und Erwachsenen sowie die sprachlichen und gegenständlichen Äußerungen von Menschen fordern zu selektivem Imitations- oder Modell-Lernen heraus.
    8. Die Entwicklung von sozialer und personaler Identität hat viel mit Selbsterkenntnis und der Erkenntnis der eigenen Unverwechselbarkeit, aber auch mit der Ähnlichkeit mit anderen zu tun.
    Literatur :
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  • Freinet-Pädagogik
    Der Ursprung der Freinet-Pädagogik liegt in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Der französische Dorfschullehrer Célestin Freinet entwickelte in dieser Zeit in einer zweiklassigen Dorfschule in Südfrankreich eine andere Form der »Volksschule«.
  • Zusammen mit seiner Ehefrau Elise Freinet versuchte Célestin Freinet, das Schulwesen von innen zu reformieren.
    • Die Exkursionen und Erkundungen der dörflichen Umgebung traten an die Stelle der Lehrerunterweisung.
    • Die Schüler hatten die Möglichkeit, mit der von ihm entwickelten Schuldruckerei (einer einfachen Klappdruckpresse mit Bleilettern) eigene Texte zu setzen und so Zeitungen und Bücher innerhalb der Klasse zu produzieren.
    • Er bot seinen Schülern eine Möglichkeit, in abgetrennten Ecken des Klassenzimmers (Arbeitsateliers) selbst zu experimentieren und zu arbeiten.
    • Durch den Austausch von Büchern, Zeitungen und Dokumenten mit Korrespondenzklassen schuf er neue Anregungen und Arbeitsvorhaben.
    Freinet ging davon aus, dass die Kinder lernen wollen und dass es eine natürliche Form des Lernens gibt. Er untersuchte, wo die Interessen und Fähigkeiten der Kinder liegen. Findet man dies heraus, so seine These, sind sie sehr bereit und fähig, den meisten Unterricht selbständig zu gestalten. Der Pädagoge ist nicht Leiter und Lenker, sondern eine Hilfe. Der Lehrer organisiert nur den Rahmen. Der Lehrer ermöglicht es den Kindern, eigene Erfahrungen zu machen und diese anderen zu vermitteln. Dazu gehört das Forschen und Entdecken der Kinder. Gelernt wird durch direkt vermittelte Erfahrungen und nicht durch didaktisch aufbereitete Materialien.
    Die vier Grundprinzipien der Freinet-Pädagogik
    1. Die freie Entfaltung der Persönlichkeit: Beim freien Schreiben, Gestalten, Musizieren etc. lernen die Schüler, sich zu öffnen und auf andere einzugehen. Eine solche »Befreiung« ist wesentlich für die Persönlichkeitsentwicklung und stärkt die selbsttherapeutischen Kräfte des Menschen.
    2. Die kritische Auseinandersetzung mit der Umwelt: Die Lebenswelt der Schüler und deren Bedürfnisse bilden den Ausgangspunkt für praktische Arbeitsvorhaben, Untersuchungen und Erkundungen. Der Schlüsselbegriff ist hier »tatonnement experimental«, was so viel bedeutet wie ein tastendes, forschendes Herangehen an eine Fragestellung.
    3. Selbstverantwortlichkeit des Kindes: Die Schüler sollen lernen, nicht nur die eigene Situation einzuschätzen und die Arbeit nach selbst gewählten Maßstäben zu organisieren, sondern auch die persönliche Identität und die Verschiedenheit der Mitschüler zu respektieren.
    4. Kooperation und gegenseitige Verantwortlichkeit: Demokratisches Zusammenleben ist kein abstrakter Unterrichtsinhalt, sondern wird gelernt in einer Atmosphäre von Vertrauen, zu der die offene Diskussion von Konflikten und die gegenseitige konstruktive Kritik und Hilfe ebenso gehört wie das Hinterfragen und Neuerarbeiten von Regeln und Strukturen in der Gruppe.
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Reformpädagogik

Bei der Reformpädagogik handelt es sich um eine Bewegung, die 1900 in einigen europäischen Ländern und in Nordamerika entstand. Sie intendieren die Einführung der Kunsterziehung, ein besonderer Stellenwert wurde auf gemeinsame Arbeit gelegt, sie strebte nicht-konfessionsgebundene Einheitsschulen an und setzte sich für die Erziehung in Landheimen ein. Geprägt war sie von neoromantischen, progressiv künstlerischen und politischen Konzepten. Sie war mit der Jugendbewegung eng verbunden.
Die pädagogische Orientierung an den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Kindes bildete den Kern des neuen Erziehungsideals. Diese Pädagogik stand im Widerspruch zu der an Gehorsam, Unterordnung und Drill orientierten Erziehung des Kaiserreichs. Sie orientierte sich an den Vorstellungen von Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), der die Notwendigkeit einer freien Entwicklung der Persönlichkeit propagierte. Die Reformpädagogik führte zu einer Neubewertung des Spiels, der Neuentdeckung des künstlerisch-musischen Bereichs sowie des natürlichen Bewegungsdrangs und der selbständigen Aufgabenbearbeitung. Das Prinzip der gemeinsamen Erziehung wurde verbunden mit der Forderung nach einer Ausprägung des Individuums.
Folgende Grundmotive prägen die Ideen der Reformpädagogik:
  • die Kritik am Methodenmonismus,
  • die Diagnose der Kluft zwischen Schule und Leben,
  • die Erkenntnis der Notwendigkeit einer Orientierung vom Kinde aus,
  • die Erziehung zu verstehen als ein Sich-Anschließen an die natürliche Selbstentwicklung des Heranwachsenden in seiner Lebenswelt,
  • die Äußerungen und Interessen der Heranwachsenden als Ansatzpunkt bildender Bemühungen anzusehen,
  • die Vorstellung, dass Zwang, feste Führung und Autorität der freien natürlichen Entwicklung Schaden zufügt,
  • die Akzeptanz, die geistigen Kräfte »wachsen zu lassen«,
  • die positive Einschätzung des Spiels als ein wichtiges, natürliches, freies Selbstbildungsmittel,
  • die didaktische Aufwertung der musischen und der kreativen Bereiche,
  • der Drang des Kindes nach Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit,
  • die zielgerichtete Erfüllung einer vom Schüler selbst gewählten Aufgabe durch Anwendung der von der Sache selbst vorgegebenen Methoden und Hilfsmittel.
Literatur :
  • Röll, Franz Josef (2003): Pädagogik der Navigation. Selbstgesteuertes Lernen durch Neue Medien. München.
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© Prof. Dr. Franz Josef Röll, Dr. Robert Löw, Hochschule Darmstadt   |   Stand 26.03.2018
robertloew.de/lerntyp/aesthet/konzepte_lehrende.html
 
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